Fürchtet euch recht

von Redaktion

„TATORT“-KRITIK Wiener Grusel-Krimi mit schwacher Geschichte und starken Figuren

VON ASTRID KISTNER

Teuflisch gut oder gruselig schlecht? Ein paar Mal schon hat sich der „Tatort“ am Horrorgenre verhoben. Manche erinnern sich vielleicht an die vom Satan besessene, Tennissocken mampfende Fanny aus Frankfurt. Weit weniger zum Schmunzeln ist der Ausflug der Wiener Kommissare in die Welt des Paranormalen. „Das Tor zur Hölle“ tut sich auf und ruft in diesem streckenweise durchaus schaurigen Krimi eine Reihe skurriler Gestalten auf den Plan.

Drehbuchautor und Regisseur Thomas Roth spielt mit dem morbiden Charme der österreichischen Großstadt, die unterirdisch ein paar feucht-kalte Katakomben und überirdisch ein zweifelhaftes klerikales Personal aufzuweisen hat. Dass es in Österreich tatsächlich noch Priester im Befreiungsdienst gibt, wie sich die Exorzisten nennen, sei nur am Rande bemerkt. Nun also sollen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) den Mord an Prälat Gabler aufklären, der sich dem Kampf gegen Dämonen verschrieben hat.

Roth reduziert den Dialogwitz und arbeitet mit den gängigen Stilmitteln des Horrorgenres: Bibi, so erfährt man in Rückblenden, hat durchaus einen Sinn für Paranormales und spürt die Schatten ihrer Vergangenheit. Es gibt reichlich Teufelssymbolik, eine undurchsichtige Wissenschaftlerin, Exorzisten, eine Besessene, einen durchgeknallten Psychiater und einen geläuterten Zuhälter. Nicht alle können überzeugen, und nicht immer ist die Geschichte schlüssig, aber eine lehrt einen das Fürchten: Maresi Riegner empfiehlt sich als Kindfrau zwischen naiver Unschuld und abgrundtief Bösem für jeden Hollywood-Schocker.

Ein rechter Schmarrn mag mancher denken. Doch mit dem Grusel verhält es sich so, wie es der Ex-Zuhälter und Satanismus-Kenner Dambusch (großartig: Roland Düringer) im Film beschreibt: „Das Tor zur Hölle kann nur jemand finden, der daran glaubt, dass es existiert. Weil sonst würden sie schon längst dort Mozart-Kugeln verkaufen.“

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