„Früher war alles entspannter“

von Redaktion

Schauspieler Eisi Gulp über „Dahoam is dahaom“, das Landleben und seine Projekte in Kenia

An der Seite von Marianne Sägebrecht in Percy Adlons Film „Zuckerbaby“ wurde Eisi Gulp im Jahr 1985 einem größeren Publikum bekannt. Seitdem ist der Münchner Schauspieler, Kabarettist und Komiker, der eigentlich Werner Eisenrieder heißt, aus der deutschen und insbesondere der bayerischen Film- und Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Seit 2013 sieht man ihn regelmäßig im Kino als Papa Eberhofer in den Eberhofer-Krimis nach Rita Falk, seit 2015 gibt er den Künstler Sascha Wagenbauer in der BR-Serie „Dahoam is dahoam“. Klar, dass auch Gulp mit von der Partie ist, wenn der Bayerische Rundfunk nun den 15. Geburtstag der Serie feiert.

Sie sind seit 2015 Teil von „Dahoam is dahoam“. Hätten Sie damals gedacht, dass Sie so lange dabei bleiben werden?

Auf keinen Fall! Ich war nie scharf auf eine langfristige Rolle. Außerdem hatte ich einen fast schon arroganten Blick auf Dailys. Wenn man als Schauspieler noch nie Teil einer solchen Produktion war, weiß man eigentlich gar nicht, wie anspruchsvoll das sein kann.

Weshalb sind Sie geblieben?

Letztendlich haben mich die Arbeitsatmosphäre und das Umfeld überzeugt. Das Team ist wie eine große Familie. Es macht mir Spaß, ans Set zu fahren. Auch, weil es angenehm ist, alle Kollegen gut zu kennen. Zudem werden die Drehbedingungen bei vielen anderen Produktionen immer brutaler. Ein neunzigminütiger „Tatort“ wird mittlerweile in 18 Tagen gedreht. Das bedeutet wahnsinnig viel Stress. Für mich ist das keine schöne Art zu arbeiten. Ich habe in den Achtzigern angefangen, damals war alles noch viel entspannter.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass sich die Drehbedingungen so gewandelt haben?

Das ist doch in der gesamten Arbeitswelt so. Alles wird komprimierter, alles dreht sich hauptsächlich um Leistung und Effizienz. Die Arbeit muss schnell gehen und soll möglichst viel Geld einbringen.

Nun sind Sie ja zum Glück bei „Dahoam is dahoam“ gelandet. Sind Sie durch Ihre Rolle auch als Zuschauer offener für ähnliche Formate geworden?

Nicht wirklich. Obwohl ich selbst vor der Kamera stehe, bleibt der Fernseher bei mir meistens aus. Wenn ich etwas sehen will, suche ich das gezielt und bewusst in den Mediatheken. Ich kann, von Ausnahmen abgesehen, wenig mit Privatsendern anfangen.

Im Reality-TV wird man Sie also nie zu sehen bekommen?

Man hat mich tatsächlich schon für diverse Formate angefragt. Ich habe immer dankend abgelehnt. Ich will mich morgens noch im Spiegel ansehen können.

Sie sind 66 Jahre alt. Da fängt bekanntlich das Leben an – oder zumindest der Ruhestand.

Ich kann mir dieses typische Rentnerdasein gar nicht vorstellen. Es ist wichtig, dass man ein bisschen Struktur im Leben hat. Es gibt viele Menschen, die 40 Jahre lang arbeiten, in Rente gehen und dann nichts mit sich anzufangen wissen. Das habe ich eigentlich nicht vor.

Es gibt noch einen anderen Ort, den Sie als Ihre zweite Heimat bezeichnen – Kenia. Können Sie sich vorstellen, eines Tages dauerhaft dort zu leben?

Zumindest habe ich schon darüber nachgedacht. Vielleicht könnte Kenia eines Tages mein Altersruhesitz werden – aber ich bin noch sehr weit vom Ruhestand entfernt, dafür bin ich noch zu fit und aktiv.

Sie haben dort unten unter anderem ein Waisenhaus aufgebaut.

Genau. Darum und um mein Schulprojekt möchte ich mich in Zukunft auch intensiver kümmern.

War es Ihnen in den vergangenen Jahren während der Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen überhaupt möglich, nach Kenia zu fliegen?

Es war kompliziert, aber machbar und sehr, sehr lehrreich. Die Kenianer sind ganz anders mit der Pandemie umgegangen als die Menschen in Deutschland. Das elendige Gejammer und die völlig übertriebenen Reaktionen auf die Maskenpflicht und die Impfungen hierzulande sind schlichtweg lächerlich.

Das Gespräch führte Franziska Wenzlick/tsch.

Zum 15. Geburtstag

zeigt das BR Fernsehen noch bis zum Freitag zur gewohnten „Did“-Zeit um 19.30 Uhr fünf Jubiläumsfolgen, in der sich einige Lansinger um Pfarrer Bindian Balu Burman (Daniel Popat) auf eine turbulente Italienreise begeben. Nach zwei Jahren Unterbrechung wegen Corona findet am 8. Oktober wieder ein Familientag auf dem Drehgelände in Dachau statt, der dieses Jahr unter dem Motto „Ti amo – Lansing“ steht.

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