Die Cowboystiefel sind längst eingemottet. „Von denen hab ich immer Blasen bekommen“, erinnert sich Dietmar Bär, dem die Drehbuchautoren vor 25 Jahren das unbequeme Schuhwerk ins Rollenprofil schrieben. Freddy Schenk, Kommissar in Köln, Familienmensch, Oldtimer-Fan und Liebhaber extravaganter Westernboots, stand im Steckbrief der ersten Stunde. Dabei ist der einsame Cowboy doch eigentlich sein Partner Max Ballauf, gespielt von Klaus J. Behrendt. Gemeinsam klären sie seit einem Vierteljahrhundert die „Tatort“-Verbrechen in Köln auf. Das Erste zeigt an diesem Sonntag ihren 85. Fall. Einen, der dem Jubiläum von Bär (61) und Behrendt (62) absolut würdig ist und von einem besonderen Gaststar geadelt wird.
Schauspieler, Regisseur und Kabarettist Josef Hader gibt sich zum ersten Mal die Ehre in einem „Tatort“. Ein Format, das der 60-Jährige selbst hin und wieder schaut, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. „Nicht jeden Sonntag, aber immer wieder. Weil beim ,Tatort‘ weiß man nie genau, was einen erwartet, das mag ich lieber als klassische Fernsehserien“, sagt Hader.
Die Episode „Spur des Blutes“ bleibt dem bewährten Prinzip des Kölner Duos treu: keine Experimente, dafür ein klug gestrickter Kriminalfall, der mit cleveren Wendungen überrascht (Buch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf). Zwei beste Freundinnen streifen durch die Domstadt, übermütig, lebenshungrig und leider auch süchtig. Ihre Drogenabhängigkeit finanzieren sie sich mit Prostitution. Als eine der beiden gefoltert und ermordet im Auffangbecken der Kanalisation gefunden wird, beginnen auf den ersten Blick die üblichen Ermittlungen. Gerichtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch) kann mehrere fremde DNA-Spuren sicherstellen. Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst) nimmt sie unter die Lupe. Doch gerade jetzt, wo die Kommissare Max und Freddy ihre Expertise so dringend brauchen – scheint die Kollegin nicht so recht bei der Sache zu sein.
Die Spuren führen zu gleich drei Verdächtigen, denen die ergrauten Kölner mit fein dosierter Ironie auf die Pelle rücken. Sie seien „zu alt für den Scheiß“, sagen die Kommissare, als Zuhälter Mike (Robert Stadlober) vor der Vernehmung zu fliehen versucht. Die gute alte Hase-und-Igel-Technik macht ihre Konditionsschwäche wett und sorgt in diesem ansonsten recht harten Fall für den ein oder anderen Schmunzler.
Mit dem Österreicher Josef Hader, der erst im letzten Drittel des Krimis seinen großen Auftritt hat, gelingt Regisseurin Tini Tüllmann ein fulminanter Besetzungscoup. Er spielt Frank Baumgartner, Chef eines Wohnmobil-Verleihs, der jungen Straftätern eine zweite Chance gibt und damit ins Visier der Ermittler gerät. Haders virtuoses Spiel macht es dem Zuschauer schwer, diesen Baumgartner einzuschätzen. Eine Herausforderung in Sachen Menschenkenntnis. Auch für Hader, der sich selbst als Skeptiker bezeichnet: „Aber nicht berufsbedingt, sondern aus Überzeugung! Skeptische Menschen haben es viel leichter im Leben, sie können nur positiv überrascht werden.“ Dass er durchaus einen feinen Kommissar abgeben würde, findet der Kabarettist zwar schmeichelhaft, „wäre mir aber zu zeitintensiv, bei all den vielen anderen Baustellen“. Derzeit tourt der Bühnenstar mit seinem Kabarettprogramm „Hader on Ice“ durch die Lande. Eine Ausnahme allerdings würde er für ein weiteres „Tatort“-Gastspiel machen: „Ich würde sehr gern einmal im Krimi ermordet werden. Das hatte ich noch nie.“
„Tatort – Spur des Blutes“
Der 85. Fall der Kölner Kommissare wird am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.