Gelungenes Jubiläum

von Redaktion

„TATORT“-KRITIK Kölner Kommissare Ballauf und Schenk bekommen bei den Ermittlungen unerwartete Konkurrenz

VON MAYLS MAJURANI

Eine junge, heroinabhängige Frau, die sich prostituiert, um ihre Drogen zu finanzieren – ähnliche Ausgangssituationen gab es schon unzählige Male auf der Leinwand oder auf dem Bildschirm zu sehen. Regisseurin Tini Tüllmann gelang mit „Spur des Blutes“ dennoch ein erfrischender und aufregender Jubiläums-„Tatort“: Das Kölner Hauptkommissarenduo Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) ermitteln bereits seit 25 Jahren.

In „Spur des Blutes“ sind die beiden auf der Suche nach Laras (Charlotte Lorenzen) Mörder. Die junge Frau wurde vergewaltigt, ermordet und in einen Kanal geworfen. Die ersten Verdächtigen sind schnell ausgemacht: an der Leiche gibt es mehrere DNA-Spuren. Allerdings ist eine davon offenbar verunreinigt. Das führt zu einer recht langsam vorankommenden Nebenhandlung, die die Spannung des ganzen Films bereichert und für Erfrischung sorgt: In der Jubiläumsfolge steht das Ermittlungsduo nicht allein im Fokus der Geschichte. Auch Natalie Förster (Tinka Fürst) von der Kriminaltechnik rückt bei der Aufklärung der Tat in den Vordergrund. Sie verhält sich anfangs seltsam, scheint die Ermittlungen zu verschleppen, macht auf den ersten Blick unerklärliche Dinge und zieht dann unerlaubterweise auf eigene Faust los, um den Fall zu lösen.

Während die Ermittlungen von Ballauf und Schenk bekannten Mustern folgen, und hin und wieder auf falsche Fährten locken, machen Regisseurin Tüllmann und die beiden Autoren der Folge, Arne Nolting und Jan Martin Scharf, aus der Nebenhandlung um Förster ein großes Mysterium. Erst verschweigt sie den Ermittlern DNA-Ergebnisse, dann bedrängt sie den gutmütig wirkenden Frank Baumgartner, den der Österreicher Josef Hader grandios verkörpert. Viele Fragen, die sich während der Handlung stellen, bleiben lange Zeit unbeantwortet. Die Laborantin weiß immer mehr als der Zuschauer. Die Frage, „Was hat Natalie Förster mit der Sache zu tun?“, wird erst im letzten Drittel des Films eindeutig beantwortet.

Eine nette Jubiläumshommage für die beiden Ermittler haben sich die Macher der Folge natürlich auch ausgedacht. Sowohl Ballauf, als auch Schenk müssen auf eine Verfolgungsjagd zu Fuß und gegen deutlich jüngere Herausforderer. Mit ihren rund 60 Jahren sind die zwei Kriminalhauptkommissare vielleicht nicht fit genug für so ein Vorhaben. Mit ihren bisher 85 Fällen haben sie aber trotzdem die nötige Erfahrung, um die Flüchtenden zu schnappen – und zeigen dabei auch, wie eingespielt sie als Team sind. Ein weiterer Pluspunkt im Drehbuch und in der Regie: Die anfangs gezeigten zwei drogenabhängigen Frauen – eine davon ist die später ermordete Lara – sind keineswegs heruntergekommene Klischee-Junkies. Sie haben Spaß am Leben, wirken zu Beginn wie herkömmliche Jugendliche, was den Film authentischer und glaubwürdiger macht.

Musikalisch begleitet wird die „Spur des Blutes“ von Reinhold Heil, der für seine Arbeit an „Deutschland ’83“ der Musik-Grimme-Preis gewann. Vor allem in Verbindung mit den Kameraeinstellungen aus der Vogelperspektive oder den Drohnenfahrten über dem Kanal zu Beginn des Films gelingt eine unheimliche Atmosphäre, die mit den vielen Verdächtigen bis zum Schluss anhält.

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