Sie war eine der prägendsten Shows der Neunzigerjahre – „RTL Samstag Nacht“ (1993 – 1998) wurde zum Sprachrohr der Spaßgeneration und machte viele Ensemblemitglieder wie Olli Dittrich, Mirco Nontschew oder Esther Schweins zu Stars. Jetzt feiert der Klassiker ein Comeback. Mit der Gala „RTL Samstag Nacht – Das Wiedersehen“, zu sehen an diesem Samstag um 20.15 Uhr, soll vor allem der im Dezember mit nur 52 Jahren gestorbene Comedian Mirco Nontschew gewürdigt werden. Hugo Egon Balder (72), der die Sendung damals produzierte, moderiert den Abend.
War der Tod von Mirco Nontschew der Grund für die Neuauflage?
Das war ganz merkwürdig. Voriges Jahr hat die zuständige Produktionsfirma mir und meinem Kollegen Jacky Dreksler mitgeteilt, dass RTL mehrere neue Folgen produzieren will. Jacky und ich wollten das aber nicht, weil so eine Sketchshow im Grunde gar nicht mehr in die heutige Zeit passt. Im Gespräch mit RTL haben wir uns auf eine einzelne Sendung verständigt. Das nächste Treffen war im Dezember bei Jacky zuhause, da haben wir das soweit eingetütet – und zwei Tage später starb Mirco.
Das war sicher ein Schock.
Wir alle haben spontan zunächst gesagt, dass wir das ganze Projekt auf Eis legen. Aber dann haben wir alle zusammen beschlossen, dass wir es für Mirco machen, und so kam es dann auch. Es war ein sehr trauriges Wiedersehen, es flossen viele Tränen. Es ist auch keine normale „Samstag Nacht“ geworden, das kann es auch nicht sein. Ein ganzer Teil der Sendung beschäftigt sich mit Mirco, und die meisten alten Ausschnitte, die wir zeigen, sind natürlich mit ihm. Außerdem zeigt RTL nach „Samstag Nacht“ ein einstündiges Mirco-Special.
Was erwartet die Zuschauer außerdem?
Wir haben uns vorher alle per Video zusammengesetzt und uns gefragt, was wir nach 30 Jahren anders machen müssen. Der gemeinsame Nenner war, dass man keine neuen Sketche spielt, sondern bekannte alte Rubriken noch einmal neu macht, also zum Beispiel „Zwei Stühle, eine Meinung“, „Kentucky schreit ficken“, „Karl Ranseier ist tot“. Es wurde außerdem beschlossen, dass es anders als früher einen Moderator geben sollte, der durch die Sendung führt und mit den Stars über ihre Karrieren nach „Samstag Nacht“ spricht – und dieser Job blieb am Ende an mir hängen.
Olli Dittrich, Esther Schweins, Wigald Boning, Mirco Nontschew – fast alle haben die Sendung damals als Sprungbrett für große Karrieren genutzt. War allen Beteiligten damals klar, dass die Show eine Starschmiede ist?
Nein, das war uns nicht klar, das kann einem nicht klar sein, wenn man eine neue Sendung mit völlig unbekannten Menschen macht. Aber ich kann mich an unser erstes Treffen 1993 erinnern, damals sagte Jacky Dreksler: „Wir wollen, dass die Sendung ein Erfolg wird und dass euch irgendwann ganz Deutschland kennt.“ So kam es dann ja auch – aber es hätte genauso gut schiefgehen können.
Der Humor hat sich in den fast 30 Jahren seit dem Start der Show verändert, heute ist politisch engagierte Comedy angesagt, es geht oft um Haltung. Wie finden Sie das?
Wenn wir so weitermachen, haben wir bald überhaupt keinen Humor mehr. Weil sich keiner mehr traut, einen Witz zu machen, weil er sofort eine übergebraten bekommt, egal aus welcher Richtung. Dieter Nuhr hat mir erzählt, dass er es von allen Seiten kriegt, von rechts oder von links, von oben wie von unten. Ist halt momentan so. Bei „Samstag Nacht“ haben wir damals Sachen gemacht, wo es anschließend bei Senderchef Helmut Thoma Beschwerden hagelte, sowohl von der Kirche als auch von den Werbetreibenden. Aber das hat der alles mit einem Lächeln weggewischt und gesagt: „Macht’s weiter!“
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.