Schmutziges Spiel

von Redaktion

Die ARD zeigt eine achtteilige Thrillerserie über die Schattenseiten des Weltfußballs

VON RUDOLF OGIERMANN

„Wir öffnen die Herzen der Menschen“, sagt Jean Leco (Raymond Thiry) pathetisch, doch der Journalist, der dem Chef des – fiktiven – Weltfußballverbandes WFA gegenübersitzt, lässt sich von diesen Worten nicht beeindrucken. Über wie viele Leichen Leco schon gegangen sei, will er wissen. Der bricht das Gespräch ab. „Spiel am Abgrund“ heißt dieser ARD-Achtteiler rund um das runde Leder, der morgen startet, nicht zufällig wenige Wochen vor Beginn der WM in Katar. Es ist ein fiktionales Vorprogramm zum sportlichen Spektakel, ein packender Thriller über die Schattenseiten des weltweit so beliebten Sports, über Menschen, die für den Erfolg, den Ruhm und das große Geld lügen, betrügen – und morden.

Im Mittelpunkt des Films von Regisseur Rick Ostermann steht die Berliner Rechtsanwältin Lea Brandstätter (Birgit Minichmayr), deren Freund David Winter (Itay Tiran), ein erfolgreicher Fußballscout, vor ihren Augen bei einem mysteriösen Autounfall stirbt, auf dem Parkplatz eines Fußballstadions. Offensichtlich wurde David zuvor bedroht – aber warum und von wem?

Auch Hooligan Marcel Fork (Max von der Groeben) steht vor einem Rätsel. Sein bester Freund wurde von Unbekannten erstochen, nur wenige Meter entfernt von dem Ort, an dem David ums Leben kam. Stehen die beiden Ereignisse in Zusammenhang? Lea, unterstützt von ihrer Chefin Christina (Eva Mattes), und Marcel wollen gemeinsam herausfinden, wer hinter den Bluttaten steckt. Die Spur führt nach ganz oben, an die Spitze des Weltfußballs.

Als das Angebot kam, in der Miniserie mitzuspielen, habe sie „schallend lachen“ müssen, so Hauptdarstellerin Minichmayr im Gespräch mit unserer Zeitung, denn in den ersten Exposés sei ihre Rolle noch die einer Fußballtrainerin und ehemaligen Profikickerin gewesen: „Aber ich habe weder Ballgefühl, noch privat ein besonderes Interesse am Fußball. ich kann ja noch nicht einmal Abseits erklären.“ Aber ihre Rolle sei umgeschrieben worden, „und dann hat es für mich gepasst. Ich fand es reizvoll, diese Lea als eine Art angeschossenes Tier zu spielen, das sich in seiner Verzweiflung über den Tod ihres Freundes mit allen möglichen Leuten anlegt.“

Mit den Machenschaften der mächtigen Fußballverbände und ihrer Funktionäre habe sie sich erst nach ihrer Zusage für die Rolle beschäftigt, so die 45-Jährige. Und sie könne sagen, dass vieles, was in der Serie erzählt werde, „keine Fiktion“ sei, nicht zuletzt die Welt der Fußballscouts und ihre Suche nach dem nächsten Genie: „Wie man jungen Leuten viel verspricht und sie dann fallen lässt.“

Ihr Urteil über die WM in Katar ist vor dem Hintergrund des Erzählten klar: „Das wäre toll, wenn es mal so eine Weltreaktion gäbe, dass alle das boykottieren und den Fernseher nicht aufdrehen. Aber ich befürchte, auch Katar wird die Fans nicht vom Fußball wegbringen.“ Für ihren Kollegen Max von der Groeben, der den Marcel spielt, wäre ein Boykott ebenfalls „das Richtige. Wenn man sich vor Augen führt, was da für Gelder geflossen sein müssen, damit die WM in einem Land stattfindet, das überhaupt nicht für eine Fußballweltmeisterschaft geeignet ist – da muss sich der Fan ja verarscht vorkommen.“ Andererseits „ist es nicht die Aufgabe der Fans und auch nicht der Fußballer, die Strukturen zu verändern. Das ist Aufgabe der Politik, definitiv.“

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