366 Tage im Jahr am Schreiben

von Redaktion

Der BR widmet dem „Wanderhure“-Autorenduo Iny Lorentz eine „Lebenslinie“

Bekannt ist das Schriftsteller-Duo und Ehepaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath vor allem unter ihrem Pseudonym Iny Lorentz. Ihre historischen Romane, etwa „Die Kastratin“ oder „Die Wanderhure“, verkauften sich über 13 Millionen mal. Dabei werden sie von der Kritik oft verrissen oder gar nicht erst beachtet. „Im Feuilleton gibt es uns nicht“, sagt Klocke, „Wir gehören da nicht hin.“ Doch wichtig sei ohnehin der Leser. Ihnen wolle sie eine Freude bereiten. Das Bayerische Fernsehen porträtiert die beiden in „Lebenslinien – Die Eltern der Wanderhure“ heute um 22 Uhr.

Sieben Tage in der Woche ist das Ehepaar in seinem Haus in Poing im Landkreis Ebersberg am Schreiben. Eine größere Leidenschaft haben sie nicht. „Es ist so, dass ich am liebsten 366 Tage im Jahr schreiben würde, weil ich dann einen Tag länger schreiben kann“, sagt Wohlrath. Und auch seine Frau tickt ähnlich. Begonnen hat die gemeinsame Leidenschaft unabhängig voneinander im Kindesalter.

Klocke kommt 1949 in Köln zur Welt, verbringt ihre ersten Lebensjahre im Haus des narzisstisch veranlagten Großvaters. Mütterliche Zuneigung erfährt sie nicht. So geht es auch ihrem späteren Ehemann. Nach dem frühen Tod des Vaters muss er der Mutter auf dem Hof helfen, die mit der Situation überfordert ist. Einen Ausweg bildet für beide die Fantasie. Sie denken sich Geschichten aus und lenken sich so vom schwierigen Alltag ab. „Ich hätte sonst nicht schlafen können. Mit den Geschichten bin ich schön eingeschlafen“, sagt Klocke.

1978 lernen sie sich durch dieses gemeinsame Hobby kennen. 1980 heuert Klocke bei einem Versicherungskonzern in München an. Ein Jahr später zieht Wohlrath zu ihr und beginnt einen Job im selben Unternehmen. Kurz darauf heiraten sie. Aber noch viel wichtiger: Kurz darauf merken sie, dass sie zusammen bessere Geschichten schreiben.

„Die Eltern der Wanderhure“ nimmt das Ehepaar mit auf eine Reise in seine Vergangenheit. Erst stehen die beiden im Haus von Klockes Großvater. „Ich bin gespannt, ob das belastend wird“, sagt Klocke noch auf dem Weg dorthin. Später kommen ihr die Tränen, als sie von ihrer Zeit dort erzählt.

Auch im oberbayerischen Weiler, in dem ihr drei Jahre jüngerer Mann aufwuchs, wird es emotional. Karl-May-Romane sind es, die Wohlrath als Kind faszinieren. Irgendwann denkt er sich schließlich seine eigenen Geschichten aus.

Das Schreiben bleibt für beide aber lange Zeit ein Hobby, auch nachdem sie sich kennenlernen und auch nachdem sie bereits regelmäßig Groschenromane veröffentlichen. Ihre Jobs geben sie dennoch nicht auf. Gemeinsam ist vieles zwar leichter, doch Rückschläge erleben sie weiterhin.

Zwischenzeitlich stellt Klocke das Schreiben ein, macht eine acht Jahre lange Pause, kehrt dann aber zurück, veröffentlicht mit ihrem Mann einen Beststeller nach dem anderen. Vollzeit-Schriftsteller werden sie aber erst nach vier Millionen verkauften Büchern – auf Drängen ihrer Agentin – und ziehen schließlich aufs Land nach Poing, wo sie sich voll auf ihre Leidenschaft fokussieren können. Als Beruf sehen sie das Schreiben nicht, wie Wohlrath durchblicken lässt: „Wir haben uns immer Geschichten erzählt, seit wir zusammen sind.“ Und ihren Lesern werden sie auch weiterhin Geschichten erzählen, egal, was die Kritik von ihnen hält. MAYLS MAJURANI

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