Als Politstar einst gefeiert, durch eine Plagiatsaffäre zu Fall gebracht – das Leben von Karl-Theodor zu Guttenberg wäre (und war!) selbst reif für eine Verfilmung. Aber der 50-Jährige hat sich entschieden, auf die andere Seite der Kamera zu wechseln. Für RTL plus hat er eine bemerkenswerte Dokumentation gedreht, gemeinsam mit Thomas Gottschalk wird er außerdem am 11. Dezember den Jahresrückblick des Kölner Privatsenders moderieren. Nach einigen Jahren fernab der Öffentlichkeit und dem Entschluss, der Politik gänzlich den Rücken zu kehren, ist „KT“ nun zurück im Rampenlicht.
Wann ist die Idee entstanden, auf die andere Seite der Kamera zu wechseln?
Vor etwa zwei Jahren. Ich habe mir die Frage gestellt: Gibt es in einer Welt voller Umbrüche die Möglichkeit, ein wenig von den Erfahrungen, die man selbst machen durfte, weiterzugeben? Ich habe dann lange mit mir gerungen, ob die andere Seite der Kamera der richtige Weg ist und ob ich wieder in die Öffentlichkeit zurück möchte. Aber wir leben in Zeiten, in denen wir bei vielen Themen mit einer hohen Geschwindigkeit auf Abgründe zuzurasen drohen. Ich glaube, wir alle haben die Aufgabe, einen Beitrag zu leisten. Etwa Erfahrungswerte, aber auch Erklärungsversuche den Menschen mitzugeben.
Für Ihre erste Fernsehdokumentation haben Sie sich gleich Wladimir Putin vorgenommen. Warum gerade ihn?
Das erklärt sich letztlich aus diesem Jahr heraus. Der Umstand, dass wir wieder Krieg in Europa haben, schreit geradezu nach Erläuterungen und Erklärungen – auch wenn es keine einfachen Antworten gibt.
Haben Sie eine Antwort gefunden?
Es ist vor allem eines nicht – der große Plan, der sich bereits bei Putins Machtübernahme im Jahr 2000 abgezeichnet hätte. Es ist ein Mosaik, ein Zusammenspiel vieler Faktoren.
Sie haben starke Gesprächspartner – Experten, russische Oppositionelle, aus der deutschen Politik sprechen Sigmar Gabriel, Theo Waigel, Volker Beck. Wollten Sie Gerhard Schröder, Angela Merkel und Markus Söder nicht oder wollten die nicht mit Ihnen?
Wir haben uns sehr intensiv die Frage gestellt, ob sie Gesprächspartner wären, von denen wir einen echten Mehrwert erwarten können.
Das zweite Engagement für RTL ist der Jahresrückblick zusammen mit Thomas Gottschalk. Wie kam es dazu? Was verbindet Sie beide – außer der fränkischen Heimat.
Das ist ja schon enorm viel. (Lacht.) Wir kennen uns sehr lange und wir mögen uns.
Sie waren auch schon zu Gast bei „Wetten, dass…?“
Ja, aber das war in einer Zeit, die Gott sei Dank lange, lange her ist. Es ist einfach so, dass Günther Jauch aus sehr nachvollziehbaren Gründen sein Engagement für den Jahresrückblick beendet. Dann kam die Anfrage an mich, die für mich zunächst überraschend war. Gleichzeitig zeichnete sich damals schon ab, dass das Jahr 2022 ein Jahr werden würde, das sich nicht allein unter Unterhaltungsgesichtspunkten beschreiben lässt und dass es eines Einblicks in diese geopolitischen Umbrüche bedarf. Dabei bin ich sehr gern behilflich.
Sie haben kürzlich gesagt, es gehe Ihnen bei Ihrer Arbeit fürs Fernsehen nicht ums Rampenlicht. Für die Doku nehmen wir Ihnen das ab – aber wo Gottschalk ist, sind immer Scheinwerfer. So schlimm kann Rampenlicht für Sie also doch nicht sein.
Nein. Aber ich schaue schon sehr genau, wie inflationär – oder eben auch nicht – ich mich dem Rampenlicht stellen will. Der Jahresrückblick findet nur einmal im Jahr statt. Und mein Privatleben halte ich sowieso raus. Und ich kenne die Risiken.
Das Gespräch führten Stefanie Thyssen und Christian Deutschländer.