Der „Tatort“ ist ein Quotengarant, doch wenn im ZDF ein Spiel der Fußball-WM läuft, platzieren die ARD-Programmplaner traditionell doch lieber Wiederholungen der Krimireihe. Auch die ziehen ein größeres Publikum an, wie sich am Münsteraner Fall „Erkläre Chimäre“ mit immerhin fünf Millionen Zuschauern am vergangenen Sonntag zeigte – ohne dabei die Bilanz der „Tatort“-Premieren mit regelmäßig bis zu zehn Millionen Krimifans zu trüben. An diesem Sonntag tritt der Senderverbund erneut mit gleich zwei älteren Folgen hintereinander gegen das runde Leder an – beide könnten das ZDF durchaus ein paar Prozent Marktanteil kosten.
Zunächst steht um 20.15 Uhr der Kölner Fall „Freddy tanzt“ aus dem Jahr 2015 auf dem Programm. Die Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) müssen darin den Mord an dem jungen Musiker Daniel Gerber aufklären, der zuletzt auf der Straße lebte. „Tatort“-Routinier Jürgen Werner schrieb das Drehbuch, Andreas Kleinert führte Regie bei diesem Krimi, der bei seiner Erstausstrahlung 10,49 Millionen Zuschauer hatte. „Kaputte Ehen und zerrüttete Beziehungen, der tägliche Kampf ums Überleben, privat wie beruflich, auf der Straße wie im Bankenturm – schnell wird man konfrontiert mit brüchigen Biografien, die der klassischen Krimihandlung große Tiefe geben“, schrieb der Kritiker unserer Zeitung damals.
Auch der zweite Fall des Abends hat es in sich. Im Mittelpunkt von „Die Zeit ist gekommen“ (ab 21.45 Uhr) steht das Ehepaar Anna und Louis Bürger (Katia Fellin und Max Riemelt), das sein Leben endlich in den Griff bekommen will – ohne Partys, ohne Drogen. Als ihr Wohnungsnachbar, ein Polizist, vor dem Haus erschlagen aufgefunden wird und Louis’ Fingerabdrücke auf der mutmaßlichen Tatwaffe gefunden werden, nehmen die Dresdner Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) den Vorbestraften als Tatverdächtigen fest. Die Kritikerin unserer Zeitung war anlässlich der Erstausstrahlung im Jahr 2020 – vor 9,57 Millionen Zuschauern – voll des Lobes. Dieser Krimi wage „Außergewöhnliches“, indem er die Ermittler „einfach nur ihren Dienst tun“ lasse, schrieb sie. Anerkennung auch für die Leistung von Riemelt und Fellin als Ehepaar.