„Das ,Nachtmagazin‘ informiert Sie über den letzten Stand der Dinge“ – Ulrich Wickerts Worte am Ende jeder „Tagesthemen“-Ausgabe haben sicher viele noch im Ohr. Doch das Format ist bald Geschichte, es wird durch eine normale „Tagesschau“-Ausgabe ersetzt und soll 2023 nur noch in Ausnahmefällen laufen. Das kündigte der der für die Nachrichtensendungen zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR) an. Man wolle mit der Änderung auch die Marke „Tagesschau“ stärken, hieß es aus Hamburg.
Streicht die ARD durch den Verzicht auf die Sendung ausgerechnet bei der Information, einem der Markenzeichen des Senderverbundes? Dem widersprach auf Anfrage unserer Zeitung Marcus Bornheim, Chefredakteur von ARD aktuell: „Wir investieren in eine längere Abend- und Nachtstrecke bei Tagesschau 24. Dadurch bieten wir unter dem Strich deutlich mehr Informationen.“ Man schichte damit in Richtung Digitalisierung um, so Bornheim, der vor allem die Zielgruppe der Zuschauerinnen und Zuschauer im Auge hat, die Tagesschau 24 in der Mediathek und online nutzen. Wenn die Nachrichtenlage es erfordere, könne die „Tagesschau“-Ausgabe in der Nacht jederzeit ausgeweitet werden, betonte der ARD-aktuell-Chef.
Das „Nachtmagazin“ wird seit 1995 ausgestrahlt, als öffentlich-rechtliche Antwort auf das RTL-„Nachtjournal“ Anfangs moderierten Katharina Wolkenhauer und Claus-Erich Boetzkes, es folgten unter anderen Sven Lorig, Gabi Bauer, Ingo Zamperoni, Susanne Stichler und Constantin Schreiber. Zuletzt lief die Sendung nur noch unregelmäßig, laut einer Zählung des Branchenmagazins „DWDL“ gab es nur zehn Ausgaben im gesamten Oktober, im November sogar nur sechs.
Nun also die Entscheidung, statt des moderierten Magazins von rund 20 Minuten Länge am späten Abend nur noch eine wesentlich kürzere „Tagesschau“ zu produzieren. Doch auch die Quoten dürften dabei eine Rolle gespielt haben. Mit durchschnittlich sieben Prozent Marktanteil erreichen die News ein deutlich kleineres Publikum als das „heute journal update“, mit dem das ZDF vor zwei Jahren sein Nachrichtenangebot in der Nacht deutlich ausgebaut hat. Laut Mainzer Sender erreichte das Format zuletzt im Schnitt knapp elf Prozent Marktanteil. „Die eigenen Inhalte und die zusätzlichen politischen Gespräche, mit denen das ,heute journal update‘ das Nachrichtenangebot des ZDF erweitert, tragen dazu bei, dass das ZDF-Spätnachrichtenmagazin ein voller Erfolg ist“, so ein Sprecher des Mainzer Senders am Montag: „Und der soll unvermindert fortgesetzt werden.“