„Keiner versteht mich“

von Redaktion

Ärzte, Hundefrisösen und ein syrischer Santa Claus bei Amazon Primes „Friedliche Weihnachten“

VON RAFFAEL SCHERER

An Heiligabend, wenn die beiden Großfamilien sich im Ferienhaus im Zillertal kennengelernt haben, will der Schallplattenverkäufer Anton (Timur Bartels) seiner Freundin Johanna (Valerie Huber) einen Heiratsantrag machen. Doch während dieser aus einfachen Verhältnissen stammt – die Eltern Lkw-Fahrer und Hundefrisöse – besteht Johannas Vater, Prof. Dr. Dr. Dietrich Hansen (Uwe Ochsenknecht), auf einen Arzt als Schwiegersohn.

Schon beim ersten Aufeinandertreffen in Amazon Primes sechsteiliger Serie „Friedliche Weihnachten“ ist das Chaos vorprogrammiert, als Johanna ihren Zukünftigen spontan als Arzt vorstellt.

Parallel verheimlicht ihre Schwester ihrem Mann (Wayne Carpendale) ihre Schwangerschaft. Der wiederum entdeckt in seinem Haus einen verirrten, syrischen Flüchtling und ernennt diesen kurzerhand für seinen Sohn zum Weihnachtsmann. Und auch Oma, Opa und der Rest der Familie haben jeweils ihre Geheimnisse und Macken, die nach und nach zu Tage treten.

Im Bemühen um ein friedliches Weihnachten macht es in diesem komödiantischen Hütten-Kammerspiel jeder nur noch schlimmer, bis die Beziehung von Johanna und Anton auf der Kippe steht.

„Friedliche Weihnachten“ ist leichte Familienunterhaltung fürs adventliche Wohnzimmer: Es wird gelogen, verheimlicht und aneinander vorbeigeredet. Statt sich gegenseitig einmal zuzuhören, unterbricht sich jeder oder rauscht beleidigt ab, sodass Johannas verzweifelter Ausruf „Keiner versteht mich!“ quasi zum Leitmotiv wird.

Ein Familienklischee nach dem anderen rieselt in der Mini-Serie leise wie der Schnee herab. Dazu türmen sich die Missverständnisse wie ein Schneeberg aufeinander, bis schließlich die Lawine ins Rollen gerät.

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