Der Höhlenforscher Josef Häberle (Roland Silbernagl) liegt mit lebensbedrohlichen Kopfverletzungen tief in einer gigantischen Höhle im Untersberg bei Berchtesgaden. An Menschen, die den Mann retten wollen, mangelt es nicht – doch wer übernimmt die Führung? Und wer die Verantwortung, falls es bei der Bergung weitere Unfälle, am Ende sogar Tote gibt? „Riesending“ heißt der Zweiteiler, den das Erste heute ab 20.15 Uhr zeigt. Verena Altenberger spielt die Hauptrolle in der Geschichte, die auf einem wahren Ereignis beruht. Die 35-Jährige verkörpert die – fiktive – Höhlenkletterin Birgit Eberharter, die sich bereit erklärt, die Rettungsmannschaft zu dem Verunglückten zu bringen.
Dass die Dreharbeiten überwiegend unter Tage stattfinden, an einem Ort, an dem es permanent nass und kalt ist, hat Sie nicht abgeschreckt?
Nein, das hat mich sogar angezogen. In der Beschreibung des Projekts stand schon drin, dass wir an Originallocations drehen, dass verschiedene Trainings erforderlich sind und dass wir versuchen sollten, möglichst alle Stunts selbst zu machen. Und ich so: Okay! I’m doing it!
Man darf da nicht eitel sein, wenn das einzige Licht die grell leuchtende Helmlampe des Gegenübers ist.
Das stimmt. Wir haben ja wirklich fast dokumentarisch gedreht, ohne Scheinwerfer, im Prinzip kam das Licht tatsächlich nur von unseren Helmlampen. Das hatte den lustigen Effekt, dass man die ist, die spielt, die, die klettert und sich dabei auch noch selbst sichert, und die, die das Licht liefert für die Kollegin. Alles in einer Person.
Wie haben Sie sich vorbereitet? Hatten Sie schon Klettererfahrung?
Nein, klettern konnte ich vorher noch nicht, das habe ich dann in Wien gelernt, bei einer ganz tollen Trainerin. Weil es in der Höhle dunkel ist und weil ich alles wirklich im Schlaf können musste, die Knoten, die Sicherungen, habe ich teilweise mit Augenbinde trainiert. Davon abgesehen haben Klettern und Höhlenklettern relativ wenig miteinander zu tun. In der Höhle, so sagt man, gibt es keine Ästhetik, da sind die Wände glatt und glitschig, da ist das Wichtigste, dass man sicher runter- und sicher wieder raufkommt. Man hat auch keine Kletterschuhe an, sondern Gummistiefel.
Sie leiden offensichtlich auch nicht an Klaustrophobie, oder?
Ich war mir nicht sicher, habe dann mit unserem Stuntkoordinator Jason Oettlé telefoniert und gesagt: Ich weiß jetzt, wie man klettert, ich habe keine Höhenangst, aber wie finde ich heraus, ob es mir nicht zu eng ist in den Höhlen? Und er meinte, das könne man eh nicht richtig üben, ich solle einfach ein paar Tage unter meinem Sofa durchkriechen. Und so habe ich am Ende meiner Vorbereitungen tatsächlich ein paar Tage unter dem Sofa verbracht. (Lacht herzlich.)
Gab’s trotzdem Momente, in denen Sie gedacht oder gar gesagt haben: Ich halte es nicht mehr aus hier unten?
Na ja, wir waren ja wirklich wochenlang in der Höhle, von morgens um acht bis abends um sieben, und haben teilweise so tief drinnen gedreht, dass es nicht möglich war, mal kurz rauszugehen. Das war schon eine besondere Herausforderung. Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir da unten auch unsere Rollen zu spielen hatten. Ich glaube, jeder im Team hatte mal einen Tag, an dem ihm alles zu viel wurde.
Die Medienvertreter übernehmen in dem Film die Aufgabe, zu fragen, ob denn, salopp gesagt, jeder Depp in eine Höhle klettern und sich in Gefahr bringen darf. Wie sehen Sie das?
Ich bin wirklich ein Riesenfan dieser Community, nachdem ich so viele Höhlenforscherinnen und Höhlenforscher kennengelernt habe. Das sind alles top geschulte Leute mit Topausrüstung, die da reingehen. Aber wenn dann mal ein Stein auf sie runterfällt, wie es in diesem Fall war, dann helfen die beste Ausrüstung und die beste Vorbereitung nichts. Zu fragen, warum jemand überhaupt in Höhlen geht, ist absoluter Nonsens. Warum steigt man auf Berge, warum fährt man aufs Meer hinaus? Der Mensch tut das nun mal, er hat eine Sehnsucht nach Abenteuern, nach weißen Flecken auf der Landkarte. Einmal da sein, wo noch nie ein Mensch war.
Das Gespräch führte Rudolf Ogiermann.