Obwohl schwarz-weiß, bringt dieser gespielte Witz alljährlich Farbe (und Freude) in viele Gesichter: „Dinner for One“ mit Freddie Frinton und May Warden. Der Sketch mit einem beschwipsten Butler ist in Deutschland so sehr mit Silvester verbunden wie Sekt und Feuerwerk. Vor 50 Jahren – am 31. Dezember 1972 – wurde beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg die Fernsehtradition begründet, „Dinner for One“ stets an Silvester auszustrahlen.
„The same procedure as every year“ (Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr): Dieser Satz ist ein geflügeltes Wort geworden. Im Fernsehen gibt es keinen Beitrag, der so oft wiederholt wurde wie „Dinner for One“. Schon 1988 kam der Sketch ins Guinness-Buch der Rekorde als am häufigsten wiederholte TV-Produktion.
Dass das 18-minütige Stück TV-Unterhaltung zum Silvesterklassiker in Deutschland wurde, geht auf den früheren NDR-Unterhaltungschef Henri Regnier zurück. Er hatte 1972 die Idee, das Band für den letzten Abend des Jahres aus dem Archiv zu holen und den Sketch auszustrahlen. Warum Regnier (1917-1988) das mit diesem aufgezeichneten Bühnenstück tat und wie das damals genau ablief, kann 50 Jahre später beim NDR niemand mehr so genau sagen.
Jedenfalls vergeht seitdem kein Jahreswechsel mehr ohne „Dinner for One“. Und aktuelle Fernsehmacher planen nun sogar eine Miniserie (6 x 45 Minuten), die die Vorgeschichte des Sketches aufrollen will. Wie kam es zu dem Dinner mit den abwesenden Herren? Arbeitstitel des sogenannten Prequels von Ufa Fiction und Showrunner Tommy Wosch: „Dinner for Five“.
Vor 25 Jahren (1997) schauten laut NDR erstmals mehr Menschen „Dinner for One“ (11,9 Millionen) als die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers (9,3 Millionen) – damals Helmut Kohl. Im Jahr 2003 erreichten Frinton und Warden sogar mehr als 13 Millionen. 2021 waren es noch mehr: „Dinner for One“ wurde Silvester 2021 von rund 15 Millionen Menschen gesehen.
Als deutscher Entdecker von „Dinner for One“ gilt Fernseh-Altmeister Peter Frankenfeld (1913-1979): Vor 60 Jahren, also schon 1962, hatte er zusammen mit Regisseur Heinz Dunkhase den Sketch im englischen Seebad Blackpool gesehen und für seine Sendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ verpflichtet. Dort lief der Sketch am 8. März 1963. Der gespielte Witz löste Begeisterung beim Publikum aus und bewog den NDR, Frinton und Warden nach Hamburg einzuladen, um dort vom 30. April bis 4. Mai 1963 eine Fernsehfassung fürs Archiv aufzuzeichnen, die dann zwischen 1963 und 1972 hin und wieder als Pausenfüller im noch nicht allzu prall gefüllten Fernsehprogramm von ARD und NDR gezeigt wurde. Erst neun Jahre nach der Erstausstrahlung bekam der Sketch dann seinen Sendeplatz an Silvester – und wurde Kult.
Auch heuer kommt der Sketch-Dauerbrenner selbstverständlich zu Silvester im Fernsehen. Der NDR zeigt die traditionelle Fassung gleich vier Mal – um 15.30 Uhr, 17.35 Uhr, 19.40 Uhr und 23.35 Uhr. Das Erste sendet sie um 18.40 Uhr und noch mal nach Mitternacht (um 05.10 Uhr am Neujahrsmorgen). Und wieder werden Millionen einschalten. dpa