Raus aus der Tabuzone

von Redaktion

INTERVIEW Anna Maria Mühe über ihre Vorbereitung für die Rolle als Bestatterin in der Serie „Totenfrau“

Sie zählt zu den bekanntesten Gesichtern des deutschen Films und stammt aus einer namhaften Künstlerfamilie: Anna Maria Mühe, Tochter der früh verstorbenen Schauspieler Jenny Gröllmann und Ulrich Mühe. In der Thrillerserie „Totenfrau“ spielt die 37-Jährige eine Bestatterin – als deren Mann getötet wird, startet sie einen Rachefeldzug gegen die Täter. Der von Netflix und dem ORF koproduzierte Sechsteiler basiert auf dem Roman „Totenfrau“ von Bernhard Aichner – und ist ab sofort beim Streamingdienst zu sehen. Wir sprachen mit Mühe über ihre Arbeit an dieser Produktion.

Wie haben Sie sich auf die Rolle als Bestatterin vorbereitet?

Ich hatte die Möglichkeit, eine Bestatterin für einen Tag zu begleiten, und durfte anhand zweier toter Menschen lernen, wie das Prozedere abläuft. Das war zunächst eine große Überwindung für mich: Am Anfang siehst du da einen toten Menschen liegen und denkst: „Welches Recht habe ich, da jetzt Hand anzulegen?“ Aber die Bestatterin war sehr angenehm und professionell, es ist ja ihr täglich Brot, was sie da tut. Sie hat mich behutsam an die einzelnen Arbeitsschritte herangeführt, und das war eine tolle Hilfe für die Figur.

Diese Arbeitsschritte sieht man in der Serie, wenn die „Totenfrau“ Brünhilde Blum Leichen herrichtet…

Es ist natürlich kein Dokumentarfilm, aber die Serie zeigt das Anziehen, Ausziehen und Waschen der Toten, das Lösen der Leichenstarre, das Kämmen und andere Dinge wirklich realistisch.

Ist es sehr speziell, solche Szenen zu drehen?

Ja, das kann man so sagen. Aber ich versuche immer, so etwas über den Humor zu lösen. Um ehrlich zu sein: Wir hatten gerade bei diesen Szenen sehr viel Spaß, wir hatten tolle Komparsen, die meine Leichen gemimt haben und die sehr lustig waren.

Was macht dieses morbide Sujet so reizvoll? Anke Engelke spielte bereits eine Trauerrednerin, „Das Begräbnis“ mit Charly Hübner dreht sich um einen Leichenschmaus, die Serie „Six Feet under“ spielt in einem Beerdigungsinstitut…

Dafür, dass es um einen so wesentlichen Bereich unserer Existenz geht, ist das doch noch relativ wenig. Ich finde es gut, wenn man dieses Thema aus der Tabuzone holt und ihm eine Plattform schenkt. Was Bestatter tun, und zwar mit großem Respekt, steht am Schlusspunkt eines menschlichen Lebens. Es ist gut, wenn das auch mal gezeigt wird.

Waren Sie also gleich begeistert, eine Bestatterin zu spielen?

Das war gar nicht das Erste, was ich gehört habe. Ich kannte auch das Buch nicht, auf dem die Serie basiert. Das war vor allem in Österreich ein Bestseller, und dort ist Bernhard Aichner ein sehr bekannter Autor. Als Erstes habe ich gehört, dass es um eine Frau geht, die auf der Suche nach dem Mörder ihres Mannes sozusagen einmal durch den Wolf gedreht wird – das fand’ ich interessant.

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

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