Raben krächzen, das Mühlrad steht still – ein Grab muss geschaufelt werden im Koselbruch. Und jener, der mitten im Winter aus Eis und Erde die Grube aushebt, weiß, dass sein eigener Körper bald darin liegen könnte. Nein, „Krabat“, die Adaption von Otfried Preußlers 1971 erschienenem Jugendroman, passt nicht in die Kategorie Familienunterhaltung, denn für Zuschauer unterhalb des Teenager-Alters ist die Geschichte zu düster.
Der Film von 2008, den der MDR am Samstag um 21.40 Uhr zeigt, der viele Jahre nach der tschechischen Animationsfassung die Abenteuer des Waisen Krabat als Realfilm auf die Leinwand brachte, ist trotz einiger Schwächen eine spannende Fabel, die im Umgang mit der Vorlage eigene Akzente setzt und schaurig-schön eine dunkle Zeit heraufbeschwört. In der zwar das Wünschen nicht mehr hilft und magische Kräfte nur um einen fatalen Preis zu haben sind, aber Liebe und Solidarität doch noch stärker sein können als die Macht des Bösen.
Den Rahmen bildet der vom Dreißigjährigen Krieg und der Pest heimgesuchte Nordosten Deutschlands. Hier versucht Krabat, irgendwie zu überleben – bis er eines Nachts ein „Berufungserlebnis“ hat, das ihn in eine Mühle führt. Der Müllermeister sieht zwar unheimlich aus, aber er bietet Nahrung und einen warmen Platz zum Schlafen. Also lässt der Junge sich als Lehrling anstellen und nimmt die Arbeit neben elf anderen Gesellen auf, die ihm mit Ausnahme des Vorarbeiters Tonda höchst unfreundlich begegnen.
Bald häufen sich die Anzeichen, dass es bei der Ausbildung nicht nur ums Müllerhandwerk geht, sondern ums Erlernen schwarzer Magie. Je tiefer Krabat in die Geheimnisse der Mühle eingeführt wird, desto mehr profitiert er von den magischen Fähigkeiten. Doch ihm wird auch klar, dass der Pakt mit den dunklen Mächten zum Jahresende ein Menschenleben kostet. Als er sich in ein Mädchen verliebt, bringt ihn das in Gefahr – und eröffnet eine Chance, dem Meister zu entkommen.
Marco Kreuzpaintners Inszenierung besticht durch Figuren, deren Erscheinungsbild sich angenehm von der glatten Hollywood-Schönheit etwa der „Narnia“-Helden abhebt. David Kross als Krabat sowie Christian Redl als Meister helfen mit, dass die Adaption bei aller Fantastik rau-authentisch wirkt. Man lässt sich gern von Krabats düsterer, gruseliger Welt bannen.