„Ich war schon immer ein Glückskind“

von Redaktion

Oliver Mommsen über seine Rolle als Lotto-Millionär – und die Frage nach echter Zufriedenheit

Er wurde als Bremer Kommissar Nils Stedefreund in der Krimireihe „Tatort“ bekannt, den er von 2001 bis 2019 an der Seite von Sabine Postel spielte. Als auf seinen eigenen Wunsch hin Schluss damit war, hat das der Karriere von Oliver Mommsen nicht geschadet, der 53-Jährige zählt zu den meistbeschäftigten Schauspielern im deutschen Fernsehen. In der Komödie „2 unter Millionen“, die die ARD morgen um 20.15 Uhr zeigt, spielt Mommsen den Paketboten Henry, der in einer Lotterie eine Million Euro gewinnt, damit aber nicht richtig umgehen kann. Ein Gespräch mit Oliver Mommsen über die Frage, ob Geld wirklich glücklich macht.

Was war in Ihrem Leben ein Sechser im Lotto?

Beruflich war der Sechser im Lotto der „Tatort“-Kommissar Stedefreund. Das kam zu einem Zeitpunkt, wo mir nach meinen Rollen in diversen Arztserien drohte, für immer im Arztkittel zu bleiben, die Schublade war schon fast abgesperrt. Von diesem Punkt aus zum „Tatort“ zu kommen, das war ein Hauptgewinn. Aber natürlich sind meine Kinder Lotte und Oskar der wahre Sechser im Lotto – auch jetzt, wo Oskar schon 25 Jahre alt ist und Lotte 20. Zu sehen, wie die beiden sich entwickeln, das ist atemberaubend.

Mussten Sie sich vor Ihrer Schauspielkarriere auch mit Jobs über Wasser halten – etwa als Paketbote?

Bei mir hat auf jeden Fall auch die Familie geholfen. In der Zeit meines Zivildienstes in Düsseldorf habe ich für einen studentischen Dienst gejobbt. Da habe ich Laub geharkt und solche Sachen – das hat mir den Bummel durch die Altstadt am Wochenende finanziert. Als ich die Schauspielschule besuchte, war ich am Theater meiner Lehrerin Maria Körber und ihres Mannes Joachim Kerzel in Berlin-Kreuzberg ein bisschen Mädchen für alles, vom Snackverkäufer bis zum Kartenabreißer und Platzanweiser.

Durch die ganz harte Schule des Lebens mussten Sie also nie?

Nein. Ich hatte wahnsinnig schöne Startbedingungen. Auch emotional gesehen. Ich hatte liebende Eltern, auch wenn ich mit einem Stiefvater aufgewachsen bin, ich war auf zwei tollen Internaten, meine Eltern haben in Südfrankreich gearbeitet. Ich will nicht sagen, dass ich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren bin, aber ich war in gewisser Hinsicht schon immer ein Glückskind.

Wie haben Sie sich auf die Rolle des Paketboten vorbereitet?

Ich habe recherchiert und viel über die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche erfahren. Was die Menschen leisten, ist heftig! Körperlich und auch nervlich. Der Film hat dafür gesorgt, dass ich noch mehr mit ihnen mitleide, und es gibt kaum jemanden, der schneller als ich die Tür aufreißt, wenn es klingelt, denn ich weiß: Es geht um Sekunden. Unser Film ist allerdings keine Sozialstudie, sondern ein Märchen. Bei uns geht es um das Thema: Macht Geld glücklich?

Und, was meinen Sie: Macht es glücklich?

Da muss ich einen Gemeinplatz bemühen: Geld alleine macht natürlich nicht glücklich. Wenn dir Geldsorgen die Kehle zudrücken, kann Geld aber dafür sorgen, dass du wieder atmen kannst. Doch wenn es irgendwann nur noch um die Frage geht, was du dir als Nächstes kaufst, bist du nicht in Richtung Glück unterwegs. Im Gegenteil. Ich kenne mehr reiche Menschen, die ich als unzufrieden bezeichnen würde, als Reiche, die ihr Geld in vollen Zügen genießen.

An einer Stelle des Filmes fällt die Frage: „Hast du Träume?“. Wovon träumen Sie zu diesem Zeitpunkt Ihrer Karriere?

Träume müssen groß und bunt und wild sein. Und natürlich schaue ich in die Traumfabrik, nach Hollywood, und will da immer noch unbedingt mitmachen. Ich träume vom Oscar, von der Weltkarriere, vom großen Plakat am Times Square.

Und wenn es trotzdem beim deutschen Fernsehfilm bleibt?

Das ist meine Realität, und ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich so weit gekommen bin und so vielseitig arbeiten darf. Auch damit geht ein Traum in Erfüllung. Ich wache morgens als Schauspieler auf, stehe auf der Bühne oder vor der Kamera, arbeite mit lauter Verrückten – das habe ich mir immer so gewünscht. Da kann ich wirklich den kitschigen Satz loswerden: Ich lebe meinen Traum.

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

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