Sie zählt zu Deutschlands profiliertesten Fernsehjournalistinnen – Anja Reschke, langjährige Moderatorin des ARD-Politmagazins „Panorama“. Jetzt bekommt die 50-Jährige eine eigene Late-Night-Show, die donnerstags zu später Stunde im Ersten läuft. „Reschke Fernsehen“, das heute um 23.35 Uhr Premiere hat, soll jede Woche ein relevantes Thema unterhaltsam beleuchten und dabei investigativen Journalismus und satirischen Humor mischen – ein Schelm, wer dabei nicht an Jan Böhmermanns Satireshow „ZDF Magazin Royale“ denkt.
Was erwartet das Publikum bei „Reschke Fernsehen“?
Die Sendung ist eine Wundertüte. Wir werden jeweils ein relevantes Thema unterhaltsam aufbereiten. Ich erzähle dem Zuschauer dieses Thema, und es wird unterfüttert mit Clips, Zitaten, Musik, Einspielfilmen, kleinen Aktionen inner- und außerhalb des Studios. Aber wir können die Sendung auch mal wie eine Theatererzählung gestalten oder wie eine Rede zur Lage der Nation, wir können singen, tanzen oder das Thema mit Playmobilfiguren nachstellen.
Haben Sie am Ende mehr Humor, als viele Leute vielleicht meinen?
Das hoffe ich. (Lacht.) Die erste Sendung, die ich in meinem Leben moderiert habe, war ja das Satiremagazin „Extra 3“ – da stand ich zum ersten Mal vor der Kamera. Aber ich werde in meiner neuen Sendung nicht wie ein Comedian bei einem Stand-up einen Gag nach dem anderen reißen, das passt ja gar nicht zu mir – wohl aber eine erstaunte, amüsierte, empörte Haltung gegenüber Themen.
Ist diese Mischung aus politischem Journalismus und Satire die Zukunft?
Nein. Für die Vermittlung von Informationen brauchen wir gute, starke, seriöse, glaubwürdige Sendungen – Nachrichtensendungen und politische Magazine wie „Panorama“, das ich auch weiterhin moderieren werde. „Reschke Fernsehen“ ist nur ein Zusatzangebot. Es ist nicht so hart und nüchtern wie eine Informationssendung und soll damit vielleicht auch zusätzliche, andere Zuschauer erreichen.
Sind Sie die Antwort des Ersten auf Jan Böhmermann?
Ich bin natürlich nicht die Antwort auf Jan Böhmermann. Ich finde, sein „ZDF Magazin Royale“ ist wirklich eine tolle Sendung, und Jan Böhmermann ist ein außerordentlich kreativer, unterhaltender Moderator. Aber der Markt ist groß genug für weitere Sendungen.
Der Titel „Reschke Fernsehen“ geht auf einen Ausspruch von AfD-Politiker Alexander Gauland zurück. Tun Sie ihm damit nicht zu viel Ehre an?
Das würde ich so nicht sehen. Alexander Gauland hat ja damals, als ich 2016 mit ihm in der ARD-Talksendung „Hart aber fair“ saß, gesagt, dass er die „Lügenpresse“ lieber als „Reschke-Fernsehen“ bezeichnet. Wogegen er sich gewehrt hat, ist also im Endeffekt mutiger, kritischer Journalismus, ist eine tolerante, liberale Haltung – von mir, von der Gesellschaft. Von daher fand ich eher toll, dass es in einem Wort das ist, wofür ich stehe.
Vor allem bei der Flüchtlingskrise 2015 schlug Ihnen viel Hass entgegen. Hat sich das geändert?
In den Jahren 2015 und 2016 traf diese Hasswelle sehr gezielt einzelne öffentliche Figuren vor allem aus der Politik und auch dem Journalismus – wie eben mich. Inzwischen hat sich das verteilt. Das macht es nicht besser, aber man steht als Person nicht so allein im Fokus. Und ich habe schon das Gefühl, dass wir als Gesellschaft Erfahrung gesammelt haben, wie man besser mit Hasskommentaren umgeht.
Das heißt?
Wenn man so einen Shitstorm zum ersten Mal erlebt, denkt man, das sind ganz viele, die halbe Welt hätte Wut auf einen. Aber ich hab gelernt, dass es bestimmte Themen sind, die harte Gegenreaktionen hervorrufen und aus welchen Ecken Angriffe besonders gerne kommen. Und ich habe gelernt, meinen Fokus auch auf die positiven Kommentare zu lenken, denn neben Shitstorms gibt es auch Lovestorms.
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.