Die meisten von ihnen wollen auf die große Bühne oder vor die Kamera – und doch macht sich erst mal Schüchternheit breit. Kein Wunder, schließlich steht an diesem Tag ein echter Star vor den Filmstudenten der Münchner Hochschule Macromedia: Heiner Lauterbach. Er ist hier seit 2019 Honorarprofessor für Schauspiel, Film und Fernsehen. Im Interview spricht er über seine Lust am Lehren, den Schauspiel-Nachwuchs in Deutschland und blickt, wenige Wochen vor seinem 70. Geburtstag am 10. April, kritisch auf seine eigene Karriere zurück.
Kann das jeder lernen – Schauspiel?
Das kann ich Ihnen leicht beantworten: Nein. Es gibt Menschen, die sind absolut untalentiert für die Schauspielerei. Was nicht heißen muss, dass sie nicht Erfolg haben können (Lacht.).
Wie schnell merken Sie, ob jemand Talent hat?
Das wiederum ist schwer zu sagen. Denn es gibt große Unterschiede, was die Lernprozesse angeht. Wenn ich heute junge Schauspieler sehe, denke ich oft: In dem Alter war ich lange nicht so weit. Es gibt auch kleine Kinder, die dich umhauen, im Lauf der Jahre ihr Talent aber verlieren. Insofern sollte man sich vor vorschnellen Urteilen hüten.
Was trennt die Spreu vom Weizen?
Letztlich ist es die Fähigkeit, dass jemand eine Rolle so spricht, als würde er selber in dem Moment so denken wie die Figur. Das ist Handwerk und kann man bis zu einem gewissen Grad lernen. Und dann ist es auch eine Frage der Ausstrahlung, ob einer dieses besondere Etwas hat oder nicht.
Sie haben Spaß daran, Ihr Wissen weiterzugeben. Wann fing das an?
Es fing damit an, dass ich seit einigen Jahren sehr viele Fragen von sehr vielen jungen Kollegen beantworte. Da ging es oft um meine Biografie, wie man bestimmte Lebensphasen bewältigt hat und so weiter, na ja (Lacht.). Aber es ging auch um konkrete Fragen. Soap – ja oder nein? Brauche ich eine Agentur? Wie lerne ich Text? Meine Frau meinte dann: Mach doch mal ein Video mit all den Antworten, das du dann verschickst. So kam die Idee zu „Meet your Master“ zustande, unserer Plattform, auf der Koryphäen ihr jeweiliges Fach erklären.
Hätten Sie sich gern selbst als Lehrer gehabt früher?
Wenn ich in jungen Jahren jemanden gehabt hätte wie mich, hätte ich eine ganz andere Karriere gemacht.
Inwiefern?
Was ich in meiner Karriereplanung für Fehler gemacht habe! Da kann man Bücher füllen. Allein, in welchem Zustand ich manchmal zum Set gekommen bin! Ich habe auch Filme angenommen, zu denen ich das Drehbuch gar nicht gelesen hatte. Ich hatte nur gesehen: Thailand – da spiel ich mit! Da wollte ich immer schon mal hin. Da waren zum Teil furchtbare Sachen dabei. Bernd Eichinger hat mal zu mir gesagt: Heiner, du behandelst deine Karriere, als wenn du sie hassen würdest. Ich hätte jemanden gebraucht, der mich an die Hand nimmt.
Aber Sie blicken trotzdem nicht unzufrieden auf Ihre Karriere?
Nein, nein, überhaupt nicht.
Welcher Ihrer Filme ist Ihnen der Wichtigste?
Der beste Film war „Rossini“. Das ist wirklich ein kleines Meisterwerk. Und zeitlos. Das merken Sie schon daran, dass man ihn heute noch sehr gut schauen kann. Dieses Drehbuch von Helmut Dietl ist einfach ein Schatz, da sitzt jedes Wort. Ein Geschenk.
Das Gespräch führte Stefanie Thyssen.