„Für mich ist die Frisur kein Thema“

von Redaktion

INTERVIEW Die ZDF-Journalistin Gundula Gause über ihre 30 Jahre beim „heute journal“

Ihr Gesicht kennt wohl jeder, der regelmäßig Fernsehnachrichten schaut – Gundula Gause. An diesem Mittwoch seit sage und schreibe 30 Jahren ist die 57-Jährige Co-Moderatorin im „heute journal“. Ihre Premiere feierte sie am 8. Februar 1993 an der Seite des damaligen Hauptmoderators Wolf von Lojewski, später war sie 19 Jahre lang im Duo mit Claus Kleber zu sehen.

Haben Sie mal gezählt, bei wie vielen „heute journal“-Ausgaben Sie bis heute dabei waren?

Nein, gezählt habe ich nie. Aber lassen Sie mich das kurz rechnen! Ich habe 29 Jahre lang etwa 150 Ausgaben im Jahr bestritten, davon zehn Jahre gemeinsam mit Wolf von Lojewski und 19 Jahre mit Claus Kleber. Seit vergangenem Jahr bin ich ja breiter aufgestellt, moderiere auch das „heute journal update“ sowie die 12- und die 17-Uhr-Nachrichten, und nur noch 50 Tage im Jahr das „heute journal“. Also werden es bisher ungefähr 4400 Sendungen gewesen sein.

Viele Menschen zweifeln die Unabhängigkeit der Nachrichten an. Wie gehen Sie damit um?

Wir bekommen die Kritik, wir seien Mainstream, über Mails und Anrufe deutlich gespiegelt und diskutieren das intensiv. Wir haben den Anspruch, staatsfern und neutral, an der Sache orientiert zu berichten, und machen uns gerade nicht zu Dienern einer Richtung. Wir sprechen bei allen politischen Themen auch immer die AfD an – wenn uns vorgeworfen wird, wir würden diese Partei nicht genügend einbeziehen, stimmt das einfach nicht. Aber häufig antwortet die AfD nicht auf Presseanfragen. Wir bemühen uns um eine umfassende, kritische und unabhängige Darstellung der Dinge, und deshalb ist dieser Vorwurf aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt.

Wie halten Sie es mit der gendergerechten Sprache, die ja viele Zuschauerinnen und Zuschauer ziemlich polarisiert?

Ich bin froh, dass das ZDF uns da freie Hand lässt. Ich bin ehrlich gesagt keine große Freundin des Genderns, weil es für mich eine Verunstaltung der deutschen Grammatik ist. Zugleich finde ich es aber okay, wenn Kolleginnen und Kollegen das machen. Ich sehe auch ein, dass Gendern eine Kritik an nicht erfüllter Gleichberechtigung ist, und dass wir nicht einfach immer die männliche Form verwenden können und dann davon ausgehen, dass sich die Frauen inkludiert fühlen. Ich bemühe mich in meinen Formulierungen, auch mal die weibliche Variante zu nennen, zum Beispiel in einer Meldung nur von Ministerpräsidentinnen zu sprechen – und dann müssen sich eben die Männer mitgemeint fühlen.

Sie gehören zu den bekanntesten Gesichtern im deutschen Fernsehen. Vermutlich werden Sie auch auf der Straße oft erkannt?

Ja, und das ist außerordentlich erfreulich. Die Zuschauer sind sehr positiv mir gegenüber, sie freuen sich immer, wenn sie mich erkennen, man plaudert. Ich habe da viele sehr nette Begegnungen.

Bestimmt werden Sie auch oft auf Ihr Markenzeichen angesprochen, Ihre markante Frisur.

Ja nun, für mich ist die Frisur eigentlich gar kein Thema, ich habe sie schon immer – aus guten Gründen. Ich meine, dass sie mir gut steht, sie kaschiert etwas meinen langen Hals, und da ich nun mal eine Frau der Kontinuität bin, möchte ich da gar keine Experimente machen. Mein Friseur will mich gelegentlich zu kleinen Änderungen überreden, aber ich winke ab. Mir ist es vor allem wichtig, dass der Pony kurz ist, damit ich freie Sicht habe. (Lacht.)

sind ja auch nur Menschen.

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

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