Vor mehr als 50 Jahren brachte Regisseur Rosa von Praunheim den bahnbrechenden Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ heraus. Jetzt illustriert er eine solch perverse Situation an einem sehr prominenten Beispiel: Heute Nacht um 0.05 Uhr zeigt das Erste seinen Film „Rex Gildo – der letzte Tanz“.
Der Film beginnt auf dem Münchner Ostfriedhof – dort, wo nicht Rex Gildo auf dem Grabstein steht, sondern sein echter Name, Ludwig Hirtreiter. Erst im Tod, so scheint es, konnte der gebürtige Straubinger sein, wer er war. Doch selbst an seinem Grab stehen drei schwarz gekleidete, schluchzende Frauen, die darüber wachen, dass das Andenken an ihren Rex so bleibt, wie sie es gern hätten – sexy Rexy, der kein graues Haar hatte, dafür aber weiße Zähne, die mit den blauen Augen um die Wette strahlten. Und der alles war – aber sicher nicht schwul. Die drei Frauen werden zum Sinnbild eines gesellschaftlichen Drucks, von dem Schlagerstar Gildo sich nie lösen konnte. Im Jahr 1999 stürzte er aus dem Fenster seiner Münchner Wohnung und starb wenige Tage später.
„Rosa von Praunheim erzählt ein Leben im gesellschaftlichen Kontext der alten Bundesrepublik und dem normativen Druck der Schlagerbranche“, heißt es von der ARD. Er tut das, indem er dokumentarische Episoden wie Aufnahmen früherer Auftritte und Interviews mit Kollegen und Freunden durch fiktionale Szenen unterbricht. Kilian Berger spielt den jungen Rex Gildo als aufstrebenden, fast noch kindlichen Star, Kai Schumann den älteren Rex, der „immer mehr zur Karikatur“ wurde, wie es im Film heißt – und Ben Becker seinen Entdecker, Manager und (das große Geheimnis im Leben der beiden Männer) geliebten Lebensgefährten Fred Miekley. „Wir müssen lügen, ein Leben lang“, sagt Miekley.
So zeigt der Film den Aufstieg von Rex Gildo zum stets gut gelaunten, braun gebrannten Spaßmacher – und den Abstieg desselben. Schonungslos zeigt Rosa von Praunheim den von Tablettensucht und Alkoholproblemen gezeichneten Rex Gildo bei Auftritten in Möbelhäusern und bei Firmenjubiläen. Er zeigt auch Interviews mit Weggefährten wie Conny Froboess und Costa Cordalis, spricht mit Gildos früherer Haushälterin und stellt Gitte Hænning eine Frage, die sie nicht beantwortet: „Hattest du jemals Sex mit Rex?“