Seit zwölf Jahren sind sie das absolute Krimitraumpaar im ARD-„Tatort“: Österreichs Schauspielstars Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser. An diesem Sonntag ermittelt das Wiener Gespann zum 30. Mal zusammen. Warum der 62-jährige Krassnitzer seine Kollegin „Bibi“ liebt und was die 64-jährige Neuhauser an „ihrem Moritz“ schätzt, erzählen sie hier:
Der „Tatort – Was ist das für eine Welt“, den das Erste am Sonntag um 20.15 Uhr zeigt, ist Ihr 30. gemeinsamer Fall. Wie sieht Ihr Resümee aus?
Harald Krassnitzer: Zwölf Jahre mit Adele sind generell viel zu wenig, als dass es ausreichend wäre. (Lacht laut.) Wir sind beide immer wieder konzentriert darauf, dass wir große Freude haben, wenn wir miteinander arbeiten dürfen. Wichtig ist zudem, dass am besten fürs Publikum etwas Gescheites daraus entsteht. Adele Neuhauser: Genauso sehe ich es auch. Ich mag die Bibi Fellner, weil sie ein reicher, empathischer und zwiespältiger Mensch ist. Das gefällt mir – und dies ganz besonders im Zusammenspiel mit Harry. Beides sind ganz starke Figuren und tolle Charaktere.
Dabei bangt man immer, dass Bibi Fellner in Sachen Alkohol rückfällig wird – mögen Sie auch dieses Spiel?
Neuhauser: Selbstverständlich, denn ich mag generell Widersprüchlichkeiten. Ich mag es auch, wenn Charaktere, die ich spiele, mit sich zu kämpfen haben, denn das ist für mich ein Teil der Wahrheit. Das ist die Realität, kein Mensch ist eindimensional und immer klar mit sich.
Wie sehen Sie das, Herr Krassnitzer?
Krassnitzer: Wir haben der Figur eine schöne Biografie gegeben. Bibi kommt aus der Sitte, hat dort eine gewisse Form des Burn-out-Syndroms erlitten. Ich finde das durchaus nachvollziehbar, denn das ist ein ziemlich hartes Pflaster, und dann wurde sie plötzlich quasi als letzte Chance auf die kriminalpolizeiliche Seite versetzt.
Ein Glücksfall für Sie als Team…
Krassnitzer: Ich bin froh und dankbar, denn das birgt gewissen Zündstoff für Auseinandersetzungen und über diese Form versuchen sich die zwei zusammenzuraufen.
Moritz Eisner sitzt eher selten am Computer. Wie aktiv sind Sie privat im Internet unterwegs?
Krassnitzer: Ich habe eine Facebook-Seite, aber die wird von jemandem für mich betreut. Schon rein zeitlich komme ich nicht dazu, viel selbst zu machen. Es ist zudem etwas, was ich nicht gut kann. Das ist nicht mein Medium. Auch mein Handy bleibt am Drehort aus. Ich kommuniziere lieber mit Menschen direkt. Neuhauser: Mich stören Handy und Tablet bei meiner Schauspielarbeit generell, weil ich es nicht mag, allzu sehr mit der Welt draußen konfrontiert zu sein.
Der Dreh für einen „Tatort“ beginnt oft schon frühmorgens. Stehen Sie gern früh auf?
Krassnitzer: Ja, in der Regel zwischen sechs und sieben Uhr. Auch wenn ich drehfrei habe. Obwohl ich eigentlich nie vor Mitternacht ins Bett gehe. Der Tag fängt an mit Duschen, Zähneputzen, einem schönen Kaffee und der Zeitung. Auch im Urlaub, wie etwa in Griechenland, bin ich mitunter schon zeitig unterwegs, um Rad zu fahren, wenn’s noch nicht so heiß ist.
Und wie ist das bei Ihnen?
Neuhauser: Ich liebe auch die frühen Stunden des Tages. Aber was bei mir vor Drehbeginn unbedingt auch sein muss, das ist ein guter Kaffee – da ist es bei uns beiden wirklich wie im „Tatort“, mal bringt Harry einen mit und dann wieder besorge ich einen. (Lächelt.)
Wie wichtig ist für Sie der gute Kontakt zu Harald Krassnitzer, der sogar mal bei Ihrem Umzug geholfen hat?
Neuhauser: Wenn zwei Menschen die richtige Chemie zueinander haben, dann kann man das nicht einmal zerreden. Unsere Verbindung war von Anfang an bestens – und das ist etwas Außergewöhnliches. Harry ist ein ganz toller Mensch und wir haben uns gefunden.
Das Gespräch führte Wolfgang Wittenburg (T&T).