Was macht Angela Merkel im Ruhestand? Nur wandern, backen und lesen? Von wegen: Die ehemalige Bundeskanzlerin löst als Hobbydetektivin bizarre Mordfälle. So hat es sich zumindest der Bremer Erfolgsautor David Safier ausgedacht. RTL zeigt die Verfilmung seines ersten Kriminalromans „Miss Merkel“ heute um 20.15 Uhr. In der Hauptrolle: Katharina Thalbach, die im Gespräch mit unserer Zeitung verrät, warum sie die Altkanzlerin vermisst.
Es ist das zweite Mal, dass Sie in die Rolle der Angela Merkel schlüpfen. Was reizt Sie daran?
Als ich 2013 im Fernsehfilm „Der Minister“ Angela Merkel gespielt habe, ging es um Karl-Theodor zu Guttenberg und sein fatales Verhältnis zur Wahrheit – das war eine richtige politische Satire. Danach hat man mir noch sehr oft Angela-Merkel-Rollen angeboten, die ich nie angenommen habe. Aber jetzt ist es etwas anderes.
Inwiefern?
Der Film nach der Romanvorlage von David Safier ist ja fast ein Märchen. Die Vorstellung, dass Frau Merkel in ihrer Rente nicht irgendeinen hoch dotierten Vorstandsposten annimmt, sondern als schrullige kleine Rentnerin einem Mordfall auf den Grund geht, das hat so etwas Charmantes, das hat mich sofort bezaubert. Ich bin ja auch ein großer Agatha-Christie-Fan und freue mich wahnsinnig, dass ich dieses Konglomerat aus Ex-Kanzlerin und Miss Marple jetzt darstellen darf.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich habe mich für die Rolle natürlich mit Frau Merkel befasst, aber ich habe mich ohnehin 16 Jahre lang mit ihr befasst, denn sie war schließlich unsere Kanzlerin. Sie hat ja die schöne Eigenschaft, dass sie fast etwas Ikonografisches hat. Mit der Frisur und den Blazern kann man sich als Schauspielerin gut verwandeln. Außerdem bin ich derselbe Jahrgang wie sie, ich bin auch aus der DDR, ich liebe auch Physik, ich liebe auch Eintöpfe. Also wir haben einiges, was uns verbindet.
Gleich am Anfang, in einer der ersten Szenen, machen Sie die Merkelraute…
So wie andere sich an der Nase kratzen, macht sie diese Raute, um sich zu beruhigen. Das erdet, das ist eine Antenne, im weitesten Sinne.
Raute, Blazer, Frisur, Halskette – das gehört zur Merkel-Grundausstattung. Was ist Ihnen noch an ihr aufgefallen, um sie zu imitieren?
Ich hatte immer das Gefühl, auf ihren Schultern lastet die Macht. Sie hatte dadurch immer sehr angespannte Schultern, und das hat mir beim Spielen geholfen, man kriegt dadurch einen anderen Gang. Natürlich habe ich versucht ihr nahezukommen. Aber das geht nur bedingt, denn sie ist etwas Besonderes. Und jeder hat sein eigenes Bild von ihr im Kopf, diesem Anspruch kann man eh nicht gerecht werden. Ich werde nie die perfekte Imitation von Frau Merkel sein. Die Stimme werde ich nie schaffen, ich kann nicht wie Frau Merkel klingen. Ich habe auch ganz andere Augen als sie und bin ja auch kleiner. Aber weil wir beide so gerne essen, haben wir beide eine nicht dem Schlankheitsprinzip verpflichtete Figur.
Würden Sie sich wünschen, dass sie die Krimikomödie sieht?
Natürlich, und ich würde mich freuen, wenn sie den Film hervorragend findet. Aber ob sie wirklich Lust hat, eine Version von sich anzusehen? Ich weiß es nicht. Sie sieht sich ja ohnehin immer im Spiegel. (Lacht.)
Vermissen Sie Angela Merkel als Kanzlerin?
Ja natürlich. Auf irgendeine Art und Weise hatte man das Gefühl, es gibt da einen großen Schirm, der über uns aufgespannt ist. Und das, was blöderweise über sie gesagt wurde, meistens von Männern, dieses Wort Mutti, sehe ich eher positiv. Man hatte das Gefühl, das ist eine Landesmutter, die auch ihre elterlichen Pflichten erfüllt. Jetzt leben wir in anderen Zeiten.
Miss Merkel hat im Buch einen Hund namens Putin, im Film heißt er Helmut. Die Namensänderung war angesichts von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine wohl unausweichlich?
Im Vorgespräch haben sofort alle wie aus einem Mund gesagt, dass man den Namen Putin nicht mehr für etwas Nettes nehmen kann, wie es der Mops ist. Da hätte man ihn ja gleich Adolf rufen können. Putin hat sich durch seinen Krieg selber in die Hölle begeben, wo derartige Figuren der Geschichte sitzen. Da kann ja nicht der Mops so heißen, so ein niedliches kleines Tier.
Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.