Ist doch nuhr Satire

von Redaktion

Böhmermann lässt Kabarettist Dieter Nuhr in „ZDF Magazin Royale“ parodieren – „gebührenfinanzierte Hetze?“

VON KATRIN BASARAN

Er tut’s ja gern, der Jan Böhmermann: reizen, provozieren, entlarven, sich positionieren, den Finger in imaginäre Wunden legen. Oft durchaus lustig. Jetzt hat es der Humorist wieder getan und trat selbst kaum in Erscheinung. In seinem „ZDF Magazin Royale“ ließ der 42-Jährige am Freitag den Kabarettisten Dieter Nuhr und Kollegen wie Lisa Eckhart oder Luke Mockridge parodieren, wobei man das Ganze durchaus auch als Angriff werten könnte: „Nuhr im Zweiten“ hieß der rund 30-minütige Böhmermann-Spaß, der erwartungsgemäß die Community im Netz aufs Schärfste entzweit.

Sehr viel erinnerte da an das Original in der ARD, an „Nuhr im Ersten“: Bühnenbild, das Tischchen samt Stuhl, die Reihen fürs Publikum. Es sei die „vornehmste Aufgabe der Satire, den Menschen den Spiegel vorzuhalten“, sagte der Fake-Nuhr noch eingangs, unheimlich echt dargestellt von Sebastian Rüger. Da passten Optik, Gestik, und selbst die Art zu sprechen war extrem nah dran am Original. Er warnte noch, es sei „nicht auszuschließen, dass heute Abend Gefühle verletzt würden“. Und dann ging es auch schon los mit Seitenhieben Richtung Grüne, Luisa Neubauer, Minderheiten, gegen das Gendern. Dazwischen sah man immer wieder das gefakte Publikum, das sich an den schwierigen Stellen entlarvend kichernd bog – oder mit Eiseskälte Gags verpuffen ließ. Etwa als ein Double des deutsch-marokkanisch Komikers Abdelkarim Witze über Deutsche riss.

Ein Typ mit Hoodie und dunkler Jacke ließ haufenweise sexistische Witze los und erinnerte dabei verdächtig an Luke Mockridge, dem mehrere Frauen 2021 sexualisierte Übergriffe vorwarfen. Ein weiterer Komiker mit Mütze jammerte von Midlife-Crisis, verkannter Männlichkeit und junger Freundin – er sollte wohl an den Münchner Kabarettisten Andreas Rebers erinnern. Er wisse, dass Böhmermann private Abneigungen gerne in die Medien verlege, schrieb Rebers auf Nachfrage unserer Zeitung und warf dem Satiriker „gebührenfinanzierte Hetze“ vor. „Würde man den Böhmermännern und Böhmerfrauen einmal die Mittel zwicken und sie solo für zwei Stunden auf die Bühne stellen, wäre der Fall schnell erledigt. Da ist nichts“, so Rebers. Ob Dieter Nuhr oder auch er selbst – jeder habe immerhin ein eigenes Bühnenprogramm: „Und Mami und Papi haben nichts dazubezahlt.“ Der letzte Auftritt war dann wieder eindeutig zuzuordnen: Sophie Probst fabulierte im Wiener Slang als Eckhart-Anspielung über eine „Wokestapo“, kulturelle Aneignung, die natürlich nichts „gegen Juden“ hatte.

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