Manchmal kennt die Mauer die Wahrheit: „Die Welt ist bunt“ hat ein Scherzkeks mit der Spraydose auf eine Wand im Parkhaus eines Einkaufszentrums geschrieben – und das Adjektiv deutlich durchgestrichen. Stimmt schon, bunt ist das Leben in „Donuts“, dem aktuellen Bremer „Tatort“, für keine der Figuren. Zudem hat Regisseur Sebastian Ko seinen Dreh so terminiert, dass auch der Himmel meist verhangen ist – wenn er nicht gleich bei Nacht gefilmt hat.
Sobald es dunkel ist, gehen die jungen Autoschrauber Marie (Luisa Böse), Georghe (Adrian But) und Oleg (Jonas Halbfas) ihrer Leidenschaft nach: Sie haben Benzin im Blut, „leihen“ sich Karren vom Hafen in Bremerhaven, einem der größten für Autotransporte in Europa. Dort werden jährlich zwei Millionen Fahrzeuge umgeschlagen. Die drei Freunde geben Gas, jagen den Drehzahlmesser hoch, lassen die Boliden mit qualmenden Reifen im Kreis schlittern – und fahren ihre „Donuts“.
Auch das ist ein starkes Bild für diese Geschichte, die sich Ko gemeinsam mit Mathias Schnelting erdacht hat: Keiner kommt in diesem Film wirklich vom Fleck, alle sorgen aber für viel Bohei. Denn als eine Leiche in einem Wagen gefunden wird, geraten die PS-Poser rasch in den Fokus von Kommissarin Moormann (Jasna Fritzi Bauer). Sie, die in Bremerhaven aufgewachsen ist, muss bei den Ermittlungen noch eine ganz andere Entdeckung machen: Marie ist ihre Halbschwester, zu der sie ebenso wenig Kontakt hat wie zu ihrer Mutter. Es folgen die erwartbaren Probleme, wenn Privates auf Berufliches trifft.
Trotz einer durchaus guten Startposition braucht dieser „Tatort“ lange, bis er in den zweiten Gang schaltet. Das liegt zum einen am Drehbuch, das Formel 1 sein will – und dann doch eher wie ein Volvo daherkommt. Auf Verlässlichkeit und Sicherheit setzend, müssen die Protagonisten den Fall immer wieder ausbuchstabieren und erklären. Zum anderen glaubte David Hofmann offenbar, seine Kamera-Arbeit genauso aufmotzen zu müssen wie die Autofetischisten ihre Karren.
Doch hier wie dort wirkt das affig und ist überflüssig. Nicht zuletzt, weil vor allem Böse, But und Halbfas überzeugen und ihnen eine starke Milieustudie glückt. Die Figuren dieses Trios sind in dieser Geschichte die Crashtest-Dummys des Lebens – und der Film schaut dabei zu, wie viel sie wohl aushalten.