Ihre traurigste Rolle

von Redaktion

Im ARD-Film „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ spielt Iris Berben eine unheilbar Kranke

VON RUDOLF OGIERMANN

Die Diagnose ist unmissverständlich – Bauchspeicheldrüsenkrebs! Sie habe nur noch ein paar Wochen, bekommt Karla Jenner von ihrer Ärztin zu hören. Die Medizinerin rät zu einer Sterbebegleitung. „Ich habe doch noch nicht mal eine Begleitung fürs Leben!“, erwidert Jenner – und willigt dennoch in einen ersten Besuch von Betreuer Fred Wiener in ihrer Berliner Altbauwohnung ein. Der Beginn einer schwierigen Beziehung, die schnell wieder zu zerbrechen scheint. Iris Berben und Godehard Giese spielen die Hauptrollen im Fernsehfilm „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“, den das Erste am Karfreitag um 20.15 Uhr zeigt. Kein schlechter Termin für ein Werk, das so dezidiert vom Tod handelt und davon, was von einem Menschen bleibt, wenn er nicht mehr da ist.

Die selbstbewusste ehemalige (Star-)Fotografin, die ausstrahlt, dass sie nichts ausgelassen hat und nichts bereut, und der schüchterne Verkehrsplaner, der hier seinen ersten „Fall“ übernommen hat – das kann doch nicht gut gehen. Und richtig, schon nach wenigen Minuten eröffnet die Todgeweihte dem Betreuer: „Wir lassen das!“ Aber dann geht es doch irgendwie weiter. Mehr noch, auch Wieners Sohn Phil (Claude Heinrich), der den Auftrag erhält, das Werk der Künstlerin zu digitalisieren und so der Nachwelt zu erhalten, geht bald in der Wohnung ein und aus. Bis Wiener auf die Idee kommt, für eine besondere „Überraschung“ zu sorgen.

Astrid Ruppert schrieb das Buch, Till Endemann führte Regie in einem Film, der vor Augen führt, wie schwer es fällt, das Richtige zu sagen und zu tun im Umgang mit Sterbenden. Geschickt verknüpfen Buch und Regie die Praxis mit der Theorie, in einer Art Intervision diskutieren Sterbebegleiter beispielsweise die Frage, ob man Sterbenden immer den Rat geben sollte, sich im Angesicht des Todes mit Familienmitgliedern, mit denen man im Streit liegt, zu versöhnen.

„Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ hat – das liegt in der Natur der Sache – kein Happy End, spart gleichwohl die nicht so schönen Seiten des Sterbeprozesses aus. Ruppert und Endemann zeigen, was der Tod für das (Weiter-)Leben der Menschen bedeutet, die zurückbleiben. Dass der Film „bewegend, aber nicht sentimental“ sei, habe ihr sehr gut gefallen, so Hauptdarstellerin Berben. Sie würde gern mit einer Krebsdiagnose so umgehen wie Karla, „mit dieser Größe, dieser Stärke. Ich wünschte, ich hätte diese Kraft, diesen Witz, diese Rotzigkeit.“

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