Mit Humor durch die Krise

von Redaktion

Satiresendungen waren in der Corona-Zeit eine beliebte Alternative zu den Nachrichten

Comedy- und Satiresendungen sind in Krisenzeiten eine beliebte Alternative zu Nachrichtenformaten: Das hat die Kulturwissenschaftlerin Jennifer Neumann herausgefunden. Während der Corona-Pandemie seien zwar mehr Nachrichten entstanden, doch die Menschen hätten weniger von ihnen konsumiert, sagte sie im Interview der Zeitschrift „Psychologie Heute“. Humor biete eine gewisse Form von Ablenkung, aber auch Entlastung.

Ein Beispiel dafür sei, wenn Alltagsthemen satirisch aufgriffen würden, etwa die Hamsterkäufe zu Beginn der Pandemie. „Man lachte über die absurden Hamsterkäufe, fühlte sich aber auch ein wenig ertappt in seinen eigenen Befürchtungen – und gleichzeitig entlastet“, erklärte Neumann.

Wichtig sei zudem gewesen, zu spüren, dass alle unter der gleichen Krise litten, wenn etwa Prominente über ihre Erfahrungen während der Corona-Zeit berichtet hätten. „Das hat einem gerade in den Zeiten des Lockdown gezeigt, dass man nicht allein ist“, so die Expertin. Solche „Kollektivitätsmomente“ habe es auch gegeben, wenn Comedians statt ihrer üblichen Shows in ruhigen Formaten mit einzelnen Gästen über den Alltag gesprochen hätten: „Man hat sich wie unter Freunden gefühlt, wenn man eingeschaltet hat und sah, dass es denen ganz genauso geht wie mir.“

In Momenten der Handlungsunfähigkeit spiele Satire eine wichtige Rolle, fügte Neumann hinzu. Dies zeige sich derzeit angesichts des Krieges in der Ukraine. Satireschaffende könnten „maßgeblich dazu beitragen, Krisen zu verorten, einzuordnen, zu kritisieren – und verbal darauf zu reagieren“. Wer eine Comedyshow ansehe, die sich mit der Realität auseinandersetze, zeige sich durchaus am aktuellen Geschehen interessiert: „Man könnte ja auch stattdessen eine Fantasyserie konsumieren.“

Nachrichtensendungen seien wichtig, „aber ihr Dauerkonsum erhöht eher das Stresslevel“, so die Wissenschaftlerin. Die Wahrnehmung von Nachrichten habe sich in der Corona-Zeit verändert. „Wir haben gelernt: Das ist jetzt so, wir befinden uns in einer Krise, und die hört auch irgendwie nicht auf.“ Satire und politischer Humor seien dadurch wichtiger geworden als Klamauk. Zugleich verwende sie den Begriff „Satire light“. „So eine richtige Bissigkeit hätte in der Pandemie nicht so gut funktioniert – und das wäre auch heute noch so.“  kna

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