Der Star von nebenan

von Redaktion

Die Schauspielerin Maria Sebaldt ist im Alter von 92 Jahren gestorben

In den Achtzigerjahren war sie eines der Gesichter des Wohlfühlfernsehens. Als exaltierte Bille in der ZDF-Serie „Ich heirate eine Familie“ verkuppelte Maria Sebaldt die Alleinerziehende Angi (Thekla Carola Wied) mit dem Junggesellen Werner (Peter Weck), litt selbst aber unter den Affären ihres Ehemanns Alfons. In „Die Wicherts von nebenan“ führte sie als Hannelore mit Mann (Stephan Orlac) und zwei Söhnen ein mehr oder weniger idyllisches Familienleben. Vor allem mit ihrem komischen Talent begeisterte die Schauspielerin. Nun ist Sebaldt, die lange in Grünwald (Landkreis München) lebte, im Alter von 92 Jahren gestorben.

Die sprichwörtliche Berliner Pflanze – direkt, humorvoll und schlagfertig – wurde am 26. April 1930 im Stadtteil Steglitz geboren, wuchs jedoch in Thüringen auf, wohin es sie mit ihrer Mutter während des Zweiten Weltkriegs verschlagen hatte. Mehrere Male musste sie die Schule wechseln, bevor sie – nach der Mittleren Reife – endlich ihre Schauspielausbildung beginnen konnte. Ihr erstes Engagement führte Sebaldt im Jahr 1950 zurück in ihre Heimatstadt. Viele Bühnenauftritte folgten, in Berlin, aber auch in München, wo sie noch mit über 80 Theater spielte – im Stück „Eine Bank in der Sonne“ in der Komödie im Bayerischen Hof.

Ihren eigentlichen Ruhm verdankte Sebaldt aber Film und Fernsehen. Ihr Debüt hatte sie an der Seite von Rudolf Prack im Jahr 1953 in „Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt“, es folgten Komödien wie „Die Zürcher Verlobung“ mit Lilo Pulver und „Vater, Mutter und neun Kinder“ (an der Seite von Heinz Erhardt) sowie Krimis wie „Das schwarze Schaf“ mit Heinz Rühmann und Literaturverfilmungen wie „Buddenbrooks“ nach Thomas Mann und „Der Hauptmann von Köpenick“ nach Carl Zuckmayer. Nach der Geburt ihrer Tochter Katharina im Jahr 1967 trat Sebaldt etwas kürzer, übernahm aber dennoch viele Rollen, insbesondere in ZDF-Krimireihen wie „Der Kommissar“, „Derrick“ und „Der Alte“ sowie im „Tatort“.

Dann kamen die Achtziger und mit ihnen die Serien, die mit ihrer Mischung aus bürgerlich-spießiger Behaglichkeit, Alltagsdramen und Situationskomik im bundesdeutschen Fernsehen ein Millionenpublikum hatten – zu ihnen gehörte auch „Das Traumschiff“, mit dem Sebaldt insgesamt nicht weniger als sieben Mal auf Reisen ging, zuletzt im jahr 2014. Trotzdem blieb sie geerdet, war auch privat der patente, stets gut gelaunte Muttertyp. Bei ihren Rollen machte sie dagegen keine Kompromisse, lehnte auch einmal Angebote ab. Sie wolle „echte Menschen“ spielen, keine konstruierten Figuren, sagte sie dann.

Besonders am Herzen lag ihr das Verhältnis zu ihrem Ehemann, dem Regisseur Robert Freitag (1916-2010). „Das alles kann ich nur hundertprozentig machen, weil ich wirklich eine sehr glückliche Ehe führe“, bekannte Maria Sebaldt immer wieder. Noch vor drei Jahren zeigte sie sich zufrieden und optimistisch und erklärte in einem Interview: „Im Herzen bin ich jung geblieben! Ich fühle mich nicht alt, mein Leben war immer positiv.“ CORDULA DIECKMANN

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