Freddy Sternthaler – wer einen so schönen Namen hat, kann kein schlechter Mensch sein. Und tatsächlich schließt man diese Figur, um die sich die Geschichte des ARD-Films „Der weiße Kobold“ dreht, schnell ins Herz. Weil dieser Freddy irgendwie ein armes Würstchen ist, gleichzeitig aber so liebenswert lächeln kann. Ein Chaot mit dem Charme eines Lebenskünstlers. Wunderbar gespielt wird er von Film- und Theaterstar Frederick Lau.
Die Ausgangssituation ist die: Freddy Sternthaler, Anfang 30, arbeitet seit ein paar Monaten als Disponent für eine Wiener Speditionsfirma. Eines Tages kommt er, der oberkorrekte und gewissenhafte Mitarbeiter aus Deutschland, dahinter, dass sein Chef Zeko (Michael Thomas) Drogen schmuggelt. Der schickt den „Piefke“ daraufhin erst einmal zum Zigarettenholen in die nächste Bar – wo die Geschichte ihren rasanten Lauf nimmt. Denn Freddy trifft dort auf die Kunstagentin Ema (eine Entdeckung: Maya Unger), die wiederum auf der Flucht ist vor den Schergen einer Wiener Unterweltgröße, weil – Obacht! – ihr Bruder Martin (auch gut: Simon Steinhorst), ein ebenso begabter wie suchtgefährdeter Künstler, im Vollrausch das Kilo Koks unter seine Farben gemischt und in einem „Bilderzyklus“ vermalt hat, das Ema eigentlich als Kurier überbringen sollte. Sind Sie noch dabei? Egal. Jedenfalls: Damit Ema aus der Nummer irgendwie wieder rauskommt, braucht sie Hilfe – und da kommt ihr Freddy gerade recht.
Was folgt, ist ein wilder Trip durchs nächtliche Wien mit seiner überdrehten Kunst- und Kulturszene und vielen, sehr vielen Begegnungen der besonderen Art. Teils ist das herrlich-eigenartig und gut beobachtet, oft temporeich, dann aber wieder mit ein paar Längen (Buch und Regie: Marvin Kren).
Für Schauspieler Frederick Lau ist „Der weiße Kobold“ ein Herzensprojekt – auch weil ihn mit dem Macher des Films eine Freundschaft verbindet. „Ich habe Marvin Kren bei den Dreharbeiten zu ,4 Blocks‘ kennengelernt, und es war gleich klar, dass das nicht unsere einzige Zusammenarbeit sein wird“, erzählt der 33-jährige Berliner. Als er, Kren, ihm dann die Rolle des Freddy angeboten habe, habe er sofort zugesagt. „Ich hatte richtig Lust, diesen naiven Durchschnittstypen zu spielen, der durch das verrückte und gefährliche Wien zieht und dabei auf so viele skurrile Typen trifft und selber eher langweilig wirkt, dann aber über sich hinauswächst“, so Lau, der mit der TV-Moderatorin Annika Lau (Sat.1-„Frühstücksfernsehen) verheiratet und Vater dreier Kinder ist.
Apropos. Marvin Kren wünscht sich, dass „Der weiße Kobold“ (der Titel bezieht sich auf einen Bub im Schneeanzug, der sich ins Atelier des Künstlers Martin verirrt hat) das Kind im Zuschauer weckt. „Diese nächtliche Reise soll auch alte Geister in uns wecken – wie hier den weißen Kobold, der eine Metapher für das wilde, schlimme, freie, ungezwungene Kind in uns ist, das wir alle mal waren und mittlerweile verdrängt haben.“ Dabei sei es so wichtig, es am Leben zu halten. „Denn“, so der 43-Jährige, „hinter jeder Ecke lauert ein lustiges Abenteuer!“ Kren weiß, wovon er schreibt: „Als Wiener und Sohn von Künstlereltern und Gastronomen bin ich sozusagen mit der schwarzen Luft (Nacht) aus Wien großgezogen worden“, sagt er und lacht.
In einer Nebenrolle ist übrigens Kida Khodr Ramadan zu sehen, der mit Kren und Frederick Lau in „4 Blocks“ zusammengearbeitet hat. Wie kam es zu diesem Mini-Gastauftritt? Marvin Kren schmunzelt: „Er schuldete mir einen Gefallen.“ Alles klar. So läuft das eben. Willkommen in Wien.
„Der weiße Kobold“,
heute, 20.15 Uhr, ARD.