„Wir sind mit großer Freude dabei“

von Redaktion

Der für den ESC zuständige NDR lehnt eine Pause Deutschlands beim Wettbewerb ab

VON STEFANIE THYSSEN UND GREGOR THOLL

Der erste Schock ist sicher verdaut – Gesprächsthema ist das deutsche Debakel beim Eurovision Song Contest (ESC) aber immer noch. Und während die einen sagen: „Kopf hoch, Deutschland, es wird schon wieder“, fordern andere den Rückzug der ARD aus dem Wettbewerb. Zu ihnen gehört der Sänger und ehemalige ESC-Teilnehmer Guildo Horn, der 1998 mit seinem Lied „Guildo hat Euch lieb!“ auf dem siebten Platz landete. Angesichts der Pleitenserie plädiert er für eine deutsche Pause beim ESC. „Das Licht am Ende des Tunnels scheint leider aus“, schrieb der 60-Jährige in der Nacht zum Montag auf Facebook. Und empfiehlt: „Einfach mal pausieren und das gesparte Geld (Deutschland ist ja einer der großen Geldgeber des ESC) vernünftig investieren.“

Ihm fielen eine Menge nützlicher Dinge ein, etwa der Bau von Kitas oder die Unterstützung der Tafeln, so Horn. Ein endgültiges Aus muss es nach Ansicht des Sängers aber nicht sein. „Vielleicht dann in ein paar Jahren mit einem neuen verantwortlichen Kreativteam noch mal mit einer gewissen Leichtigkeit des Seins einsteigen“, schlägt er vor. Das helfe beim Musizieren nämlich ungemein. Horn schrieb weiter, dass er sich in Bezug auf Deutschland und den ESC „an unsere aktuelle Fußballnationalmannschaft erinnert“ fühle: „Seit Jahren bleiben die Erfolge aus, aber auf Funktionärsebene wagt man keinen echten Neuanfang und rührt ständig in derselben klebrigen Schüssel.“ So werde das aber nichts. Dass die deutsche Rockband Lord of the Lost „in solch einem mittelmäßigen Starterfeld“ ganz hinten landete, sei ein Zeichen dafür, dass Deutschland gerade kein Liebling in Europa zu sein scheine.

Trotz der Pleitenserie bei der größten Musikshow der Welt will die ARD an Deutschlands Teilnahme am Eurovision Song Contest festhalten. „Wir sind in jedem Jahr mit großer Freude dabei. Und das bleibt auch so“, teilte am Montag eine Sprecherin des bei der ARD zuständigen Norddeutschen Rundfunks (NDR) auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Deutschland ist ein so vielfältiger, spannender und auch innovativer Musikmarkt, es gibt deshalb überhaupt keinen Grund, nicht wieder anzutreten.“ Der NDR betonte, auch 2024 werde das Finale – diesmal live aus Schweden – im Ersten übertragen. Der ESC sei „nicht nur die größte Musikshow Europas, der ESC ist auch eine der erfolgreichsten Shows im deutschen Fernsehen“. Es gebe nur wenige Events, „die – wie am Samstagabend live aus Liverpool – fast acht Millionen Menschen aus allen Generationen erreichen“.

Dass Lord of the Lost beim ESC-Publikum und bei den Jurys durchgefallen sind, „hätten wir nicht erwartet“, so der NDR zum Abschneiden der deutschen Teilnehmer: „Deshalb werden wir jetzt gemeinsam diskutieren und voraussichtlich schon in den nächsten Wochen kommunizieren, wie es weitergeht.“ Wer im nächsten Jahr den ESC im Ersten kommentiert, will die ARD noch nicht verraten: „Die Nachfolge von Peter Urban geben wir bekannt, wenn sie spruchreif ist.“

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