Wer sich auf ein Gespräch mit Steffen Henssler vorbereitet, der liest in allerhand Interviews, Porträts und Pressemitteilungen über ihn Sätze, die eins zu eins zu dem passen, wie ihn die Zuschauer seit Jahren vor der Kamera erleben. Er brenne für das, was er tue, steht da (sinngemäß). Oder dass er eine unbändige Lust am Leben habe, ein mega-ehrgeiziger Typ sei, temperamentvoll, leidenschaftlich, schnell im Kopf und willensstark. So weit. So wahr. Was aber – vor allem in etwas älteren Geschichten – auch zu lesen war: Vor seiner TV-Karriere sei er schüchtern gewesen. Bitte? Gibt es also einen Steffen Henssler vor und einen nach der „Star-Werdung“?
Er lacht bei der Frage und relativiert, ein bisschen. „Schüchtern ist der falsche Ausdruck“, sagt er, der im Schwarzwald geboren wurde, seit seiner Kindheit aber in Hamburg zu Hause ist. „Zurückhaltend trifft es eher.“ Hm. Ist auch nicht unbedingt das, was man erwartet hätte. Aber tatsächlich war es seiner Erzählung nach so, dass er mit dem ersten Schritt vor eine Kamera zur, Entschuldigung, Rampensau wurde. „Das war damals eine Sendung mit Rainer Sass, die die Büchse der Pandora geöffnet hat“, erzählt Henssler. Sass, Koch und Fernsehstar beim NDR, habe ihn 2004 in seine Show eingeladen. „Wir waren damals das erste Restaurant, das die amerikanische Sushi-Richtung angeboten hat, Rainer Sass war oft Gast bei uns und hat dann irgendwann gesagt, dass er gerne mal mit mir in seiner Sendung kochen würde.“ Gesagt – getan. „Und zwischen der Kamera und mir ist es dann passiert“, lacht Henssler.
Inzwischen ist er aus der Koch- und überhaupt TV-Show-Szene nicht mehr wegzudenken, unterhält mit Formaten wie „Grill den Henssler“, „Mälzer und Henssler liefern ab“ und anderen Millionen Fans – und geht seit einigen Jahren auch mit Bühnenprogrammen auf Tour. Am 29. und 30. Mai macht er Station in München. Titel der Sause: „Manche mögen’s heiß“.
Was passiert da genau? „Reines Entertainment“, sagt der 50-Jährige. Zum einen koche er verschiedene Rezepte auf der Bühne, „alle leicht nachkochbar, alle mit einem kleinen Kniff“. Und dann erzähle er Geschichten aus dem Fernsehen, aus dem Leben eines Restaurantbetreibers, Anekdoten eben. „Aber jetzt keine aufgeschriebenen Gags, wie ein Comedian das macht, sondern spontan, intuitiv.“ Ein echtes Drehbuch gibt es nicht. Was auf der Bühne passiert, stammt von ihm. „Das mach’ ich schon alles alleine“, sagt er. „Ich hole auch Leute auf die Bühne, was meistens die lustigsten Momente sind. Vor allem mit den älteren Zuschauern, die keinem mehr was beweisen müssen, ist es extrem unterhaltsam.“ Es sei insgesamt ein sehr launiger Abend. „So wie Peter Alexander früher seine Show gemacht hat mit Gesang, mache ich jetzt eine mit Kochen.“ Vergleiche mit den ganz Großen scheut Henssler offensichtlich nicht, sein Selbstbewusstsein ist durchaus bemerkenswert. „Carrell, Kulenkampff, Fuchsberger – das waren alles Entertainer vom alten Schlag. Könner in ihrem Metier. Leute, die rausgegangen sind und gemacht haben. Ohne Ablesen vom Teleprompter. Das finde ich sehr inspirierend.“
Glaubt Henssler, Vater zweier Töchter, die 2007 und 2009 geboren wurden, dass die Menschen mehr kochen, seit es Kochshows gibt? Oder ist es so wie bei Olympia – man schaut gern zu, rafft sich aber doch nicht zum Joggen auf? „Also was die Leute auf jeden Fall animiert, ist ,Hensslers schnelle Nummer‘.“ Die kurzen und wirklich knackig gemachten Videos, die er auf Plattformen wie Instagram veröffentlicht und in denen er mit wenigen Zutaten in kurzer Zeit ausgesprochen köstliche Gerichte zaubert. „Extrem viele Leute, die vorher nicht gekocht haben, fühlten sich dadurch angesprochen und haben angefangen“, weiß er. Und kann das gut verstehen. „So koche ich selbst zu Hause auch. In meiner Freizeit habe ich keine Lust auf Brimborium. Deswegen ist die schnelle Nummer so erfolgreich.“
Apropos Freizeit: Wie entspannt sich Steffen Henssler? Kommt er irgendwann mal runter von diesem „Bäm Bäm Bäm“? „Ich nehme mir schon Pausen“, sagt er. Und er weiß, dass ein Leben schnell zu Ende sein kann. Seine Mutter starb, als er neun Jahre alt war. Es sei aber so: „Alles, was ich mache, mache ich gerne.“ Er müsse ja nicht auf Tour gehen oder noch eine „schnelle Nummer“ machen. „Ich habe einfach Bock drauf.“ Mit so einem Begriff wie Work-Life-Balance könne er auch gar nichts anfangen. „Work is my life“, sagt er in seinem typischen Hamburger „Schnack“. Aber klar, ab und zu sitze er schon auch auf dem Balkon, schaue in den Garten, achte auf sich und entspanne. Das sind dann vielleicht die Momente, in denen der Turbo-Henssler wieder zum zurückhaltenden Steffen wird. Aber den werden die Zuschauer – egal ob vor dem Bildschirm oder bald im Circus Krone – sicher nicht zu sehen bekommen. Und das macht aus Sicht des Koch- und Fernsehstars natürlich auch viel Sinn.
Die Termine:
Steffen Henssler ist am 29. und 30. Mai zu Gast im Münchner Circus Krone. Beginn jeweils 20 Uhr. Karten: www.eventim.de.