Ballerspiele? Sind die nicht out? „Counter-Strike ist ein Klassiker“, klärt Kommissar Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) seine älteren Kollegen auf. „Das ist Bananen-Split auch“, entgegnet Ivo Batic (Miro Nemec) trocken. Tatsächlich verstehen die altgedienten Münchner Kommissare von lukrativen Gaming-Events noch weniger als von Eisspezialitäten. Im gestrigen „Tatort: Game Over“ ermittelten sie in einer fremden Welt. Einer, von der sich auch viele Eltern ausgeschlossen fühlen, in der andere Sprachcodes gelten. Noch nie hat das Zocken am Computer bei Jugendlichen mehr Raum eingenommen, war die Faszination, anderen dabei zuzuschauen, größer.
Ein Hacker, der mit sogenannten Cheats (Betrugssoftware) das große Geld macht, und ein E-Sportler, der für seine Sehnsucht nach Ruhm bereit ist, alles zu tun– wie realistisch ist das Szenario, das der ARD-Krimi am Sonntag zeichnete? Wir haben beim Verein Munich eSports nachgefragt, in dem Gaming-Begeisterte trainieren:
Cheats, Wall-Hacks, Aimbots – was heißt das?
Durch einen Cheat (Englisch für Betrug) lässt sich der Spielverlauf zu den eigenen Gunsten beeinflussen. Hacker entwickeln dafür verschiedene Programme. Der Wall-Hack zählt neben dem Aimbot zu den wohl bekanntesten Cheats. Dank Betrugssoftware lassen sich Gegner durch Wände erkennen, während der Aimbot dem Spieler beim Zielen hilft. Er sorgt dafür, dass das Fadenkreuz automatisch auf dem Kopf des Gegners landet. „Mit Cheats lässt sich Geld verdienen. Für den einen oder anderen sollte sich damit sicherlich ein Apartment, auch bei Münchner Preisen, finanzieren lassen“, so Marco Plewnia, Vorstandsmitglied von Munich eSports.
Lässt sich bei Gaming-Events mit hohen Preisgeldern tatsächlich betrügen?
„Bei Großevents ist das Cheaten nicht ganz so leicht, wie es der ,Tatort’ vermuten lässt“, sagt Plewnia im Gespräch mit unserer Zeitung. „Im Regelfall werden alle Geräte, Netzwerke und die weitere Spielausrüstung ausgiebig kontrolliert. Auch Schiedsrichter, die hinter den Spielenden stehen, behalten die Bildschirme im Blick.“ Außerdem gibt es Anti-Cheat-Software, die Spieler, die betrügen, lebenslänglich sperrt.
Training oder Spielsucht? Wie sollten sich Eltern verhalten?
Für Eltern ist es sicherlich das Wichtigste, sich differenziert mit dem Thema zu beschäftigen. „Wenn man selbst offen ist, sind auch die betroffenen Jugendlichen meist offener, ihr eigenes Verhalten kritisch zu betrachten“, sagt Marco Plewnia. Gerne stünden aber auch E-Sport-Vereine wie Munich eSports oder allgemeine Suchtberatungsstellen bei Sorgen und Fragen zur Verfügung.
Was macht die Faszination aus?
„E-Sport bietet die perfekte Kombination aus der digitalen Welt und klassischem Wettkampf. Zu sehen, wie Profi-E-Sportler Games, die man zu Hause selbst spielt, bis zur Perfektion beherrschen und Spielzüge mit atemberaubender Präzision und Geschwindigkeit ausführen, reißt Fans einfach mit.