Pareigis am Puls der Zeit

von Redaktion

INTERVIEW „heute“-Moderatorin startet neue ZDF-Dokureihe und spricht über Wohnungsnot

Sie gehört zu den bekanntesten Nachrichtengesichtern Deutschlands: Seit 2021 moderiert Jana Pareigis die Hauptausgabe der „heute“-Nachrichten im ZDF – als Nachfolgerin von Petra Gerster und erste Schwarze in diesem Job. Nun präsentiert die 41-Jährige aus Hamburg zusätzlich die neue ZDF-Doku–reihe „Am Puls“ über Themen, die Deutschland bewegen. Ihr erster Beitrag am Pfingstmontag um 19.20 Uhr im Zweiten dreht sich ums Thema Wohnen, vom Mangel an bezahlbarem Wohnraum bis zu Luxusvillen für Millionäre.

Seit rund zwei Jahren moderieren Sie die „heute“-Sendung. Sie wirken oft locker und fröhlich – bedrücken Sie die Nachrichten nicht?

Ich bin ein sehr empathischer Mensch, und es gibt Szenen in Beiträgen, die mich auch nach Wochen noch verfolgen. Aber ich sehe es als meine Aufgabe, die Dinge so zu präsentieren, dass die Leute sich nicht gelähmt fühlen von Krisen und Konflikten, sondern verstehen, was passiert und ihr Interesse geweckt wird.

Jetzt präsentieren Sie die Dokureihe „Am Puls“, Ihre erste Folge dreht sich ums Wohnen – warum ausgerechnet dieses Thema?

Wohnen ist etwas, das mir persönlich Puls macht. Weil es nicht sein kann, dass Leute in Deutschland sich das Wohnen nicht mehr leisten können. Es ist eine der großen sozialen Fragen unserer Zeit, es betrifft uns alle – man muss ja irgendwo wohnen, sonst sitzt man im Zweifelsfall auf der Straße. Das Thema bewegt die Menschen, weil die Mieten so gestiegen sind, weil es mit Inflation und steigenden Zinsen schwierig wird, ein Eigenheim zu erwerben – dazu noch Baumaterialkrise, Handwerkermangel. Das ist eine krasse Entwicklung.

Welche Fälle zeigen Sie in der Sendung?

Wir treffen zum Beispiel eine Familie in Frankfurt, die zu sechst auf 58 Quadratmetern wohnt und seit elf Jahren eine größere Sozialwohnung sucht. Eine Frau ist mit 62 im Obdachlosenheim gelandet, weil sie die Miete nicht mehr zahlen konnte. Wir begleiten Studierende in Hamburg, die hunderte Bewerbungen abgeschickt haben, um eine Wohnung zu finden – der eine musste zu seinem Vater zurückziehen und schläft da in der Küche. Wir begleiten aber auch einen Luxusmakler und schauen, wie die Reichen am Starnberger See wohnen, wo Luxusvillen locker mal 30 Millionen Euro kosten. Das ist interessant, weil man da normalerweise keine Einblicke hat.

Was hat sich für Sie geändert, seit Sie die „heute“-Sendung moderieren?

Ich merke schon, dass meine Bekanntheit sich gesteigert hat. Ich kriege noch öfter Zuschriften. Interessanterweise auch von Eltern, die schwarze Kinder oder Migrationserfahrung haben. Sie schreiben mir: „Meine Kinder sehen Sie im Fernsehen und denken dann, dass sie das auch irgendwann machen können, die haben jetzt ein Vorbild.“ Das finde ich wichtig, denn es sollte für alle möglich sein, alles zu machen, unabhängig von der Herkunft.

Sind Sie stolz, dass Sie zu mehr Toleranz beitragen?

Stolz ist nicht das richtige Wort. Ich bin an dem Punkt, weil viele vor mir da waren. Als die ersten Frauen in den Sechzigerjahren Nachrichtensendungen moderiert haben, war das ein großer Schritt. Damals war es noch ungewöhnlich, dass eine Frau das macht – so wie es heute heißt: „Oh, eine Schwarze.“ Wir sind eine vielfältige Gesellschaft. Wir haben Menschen mit allen möglichen Hintergründen, und die Nachrichten sollten diese Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln. Ich hoffe, dass mal eine Person die Nachrichten moderiert, die eine Behinderung hat.

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

Artikel 3 von 4