Die Rettungsschwimmerin

von Redaktion

„Sara Mardini – Gegen den Strom“ erzählt von einer Geflüchteten, die zur Helferin wurde

VON SERHAT KOCAK

Die Syrerin Sara Mardini und ihre jüngere Schwester Yusra stammen aus einer Familie von Leistungssportlern. Doch der Bürgerkrieg zerstört ihren Traum, für ihr Land bei Olympia zu schwimmen. Im Jahr 2015 fliehen die beiden mit ihrer Familie vor der Gewalt und dem Chaos zunächst in die Türkei und dann mit dem Schlauchboot weiter über das Meer nach Griechenland. Als der Motor versagt, springen Sara und Yusra ins Meer und ziehen das Boot im Wasser ans Ufer –dreieinhalb Stunden lang. Alle Geflüchteten an Bord können gerettet werden. Später hilft Sara als Rettungsschwimmerin, Flüchtlinge vor der Ägäisinsel Lesbos zu retten – und wird verhaftet. Wegen Menschenhandel und Spionage drohen ihr 25 Jahre Gefängnis.

Über vier Jahre hat die Filmemacherin Charly W. Feldman Saras Kampf um Gerechtigkeit und ihr Ringen um einen Platz in der Gesellschaft begleitet. Davon erzählt ihre Arte-Dokumentation „Sara Mardini – Gegen den Strom“, zu sehen an diesem Mittwoch um 21.50 Uhr. Während ihre Schwester bereits bei den Olympischen Spielen schwamm, wartet Sara bis heute auf ihren Prozess. „Ich wurde festgenommen, weil ich nachts am Strand Wasser und Decken verteilt habe. Weil ich übersetzt habe für die Geflüchteten. So sehe ich das“, sagt sie auf einer Podiumsdiskussion in London. Doch die Regierung stelle das anders dar: „Sie denken, dass die Freiwilligen die Einreise illegaler Einwanderer fördern. Ich bin nur eine Studentin.“

Sara erlebt hautnah mit, was es heißt, wenn Europa seine Bemühungen, Bootsflüchtlinge vom Kontinent fernzuhalten, noch verstärkt. Denn bis heute wurde noch keine Lösung gefunden, wie man mit den Menschen, die übers Meer flüchten, umgehen will. Sara handelt, weil sie nicht will, dass es anderen Geflüchteten so ergeht wie ihrer Familie.

Artikel 2 von 3