Bisher präsentierte sich „Hart aber fair“ mit Louis Klamroth wie „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg – dieselbe Kulisse, ein ähnlicher Sendungsaufbau (einschließlich des Gesprächs mit Brigitte Büscher über die Zuschauerresonanz). Das hat damit zu tun, dass der montägliche ARD-Talk auch nach der Übernahme der Moderation durch Klamroth von Plasbergs Firma Ansager & Schnipselmann produziert wird. Doch damit ist zum Jahresende Schluss. Der bis zu diesem Zeitpunkt befristete Vertrag laufe aus, hieß es am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung vom verantwortlichen Westdeutschen Rundfunk (WDR).
Die Gespräche des Senders mit Moderator und Produktionsfirma hätten ergeben, „dass eine Zusammenarbeit in der bisherigen Form über 2023 hinaus nicht möglich ist“, so ein WDR-Sprecher weiter. Deutlicher wurde Plasbergs Kompagnon Jürgen Schulte. Der bestätigte der „SZ“, dass die Initiative, die Zusammenarbeit zu beenden, von Klamroth ausgegangen sei. Gut möglich, dass der 33-Jährige mehr Einfluss auf die Gestaltung von „Hart aber fair“ nehmen will – und zwar mit der von ihm 2019 mitgegründeten Produktionsfirma Florida Factual. Die hat es sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe gemacht, „journalistische Inhalte in Talk, Show und Dokumentation zeitgemäß aufzubereiten und durch eine altersübergreifende Ansprache einer breiten Zielgruppe zugänglich zu machen“. Florida Factual arbeitete bereits für Joko & Klaas „The World’s Most Dangerous Show“, außerdem für die ZDF-Wahlduelle „Für & Wider“ und das „Zoom“-Nachfolgeformat „Die Spur“.
Ein neues Team könnte der Sendung guttun – auch angesichts der als missglückt zu bezeichnenden jüngsten Ausgabe, in der es um den „Fall Rammstein“ ging. Nicht nur die Worte von Musikmanager Thomas Stein über den Frauen-„Beglücker“ Till Lindemann lösten heftige Reaktionen aus (wir berichteten), für Kopfschütteln sorgten auch ein unverpixeltes Penisbild (aus der Mediathek später entfernt) und Klamroths Reaktion auf die Klage von CDU-Politikerin Lisa Schäfer, sie werde in größeren Städten von jungen Männern belästigt, deren Sprache sie teilweise nicht verstehe: „Sprechen Sie kein Englisch?“, hatte der Moderator mehr als flapsig entgegnet. „Eine dümmere Frage hätte er kaum stellen können“, ätzte ein Zuschauer via Twitter, auch andere reagierten empört.
Der WDR will wohl über 2023 hinaus am Plasberg-Nachfolger festhalten, auch wenn die entsprechenden Worte eine andere Interpretation zulassen. Man prüfe „weitere Optionen für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Louis Klamroth und ,Hart aber fair‘ in 2024“.