Meisterederlich!

von Redaktion

Premiere der neuen „Pumuckl“-Serie beim Münchner Kinderfilmfest – mit Hans Clarins Stimme

VON KATJA KRAFT

Schon bei der Anfangsmelodie fängt das blonde Mädchen im Kinosaal der Hochschule für Fernsehen und Film an, leise mitzusingen. Und spätestens jetzt wird klar: Die Erwartungen an diesem Samstagvormittag beim Münchner Kinderfilmfest sind nicht nur bei den Eltern, die mit im Publikum sitzen dürfen, riesengroß. Auch die Kinder von heute wachsen noch mit Ellis Kauts Geschichten des Kobolds mit den roten Haaren auf. Mag Amazon Prime Video die Serie „Meister Eder und sein Pumuckl“, die von 1982 bis 1989 in der ARD lief, kürzlich auch zeitweise aus dem Kinderprogramm verbannt haben: Der Pumuckl ist pures Klabauterglück, auf der Nostalgie-Skala auf einer Stufe mit Astrid Lindgren, Pommes im Freibad und dem Geruch von Omas Puddeling. Höher geht nicht.

Entsprechend groß die Sorge bei manchem Pumuckl-Fan, dass die neue Serie, die Ende des Jahres bei RTL zu sehen ist, gründlich scheitert. Den Pumuckl weitererzählen, ohne Meister Eder alias Gustl Bayrhammer (1922-1993) – wer traut sich denn so was? Marcus H. Rosenmüller traut sich’s. Für diesen Mut schon jetzt ein dickes Dankeschön. Was er mit seinem Team auf die Leinwand gezaubert hat, ist wahrhaft meisterederlich. Mit so viel Liebe fürs Detail, mit so viel Fingerspitzengefühl, Reverenzen an die alten Filme einzubauen, dass das Herz aufgeht.

Erst recht, wenn das erste Mal seine Stimme erklingt. Natürlich verbinden alle mit dem frechen Kobold Schauspieler Hans Clarin, der ihn in Radio, TV und Hörspielen gesprochen hat. 2005 ist Clarin verstorben. Kann gar nicht sein – der Pumuckl, der wie eh und je über die Hobelbank hüpft, klingt eins zu eins wie er. Stimmt. Zu verdanken ist das Maxi Schafroth und Künstlicher Intelligenz (KI). Letztere hat den von Schafroth gesprochenen Text in Clarins Stimme umgewandelt. Täuschend echt. „Einfach nur fantastisch“, nennt’s eine Frau, die dies zu hören besonders rührt. Christa Maria Gräfin von Hardenberg, Clarins Witwe, ist zur Premiere angereist. Pumuckl-Anhänger am Ohr, Pumuckl-Konterfei auf dem Shirt. Und Tränen in den Augen vor Freude. Wie sich das angefühlt hat, die Stimme ihres verstorbenen Mannes wieder zu hören? „Einfach nur schön. Ich bin begeistert, wie es den Machern geglückt ist, die alte Geschichte ins Heute zu überführen. Wirklich: fantastisch!“

Sie und ihre Familie hatten grünes Licht für die Produktion gegeben. „Sonst hätten wir es nicht gemacht“, betont Korbinian Dufter, einer der Produzenten und der vier Drehbuchautoren der Neuen Geschichten vom Pumuckl. „Hans Clarins Familie sagte uns, dass er sich für Technik begeisterte. Die Idee, seine Stimme mithilfe von KI zu generieren, hätte ihm wohl gefallen.“

Dann dürfen die Zuschauer Fragen stellen. Ein Kind möchte von Florian Brückner, der Meister Eders Neffen mimt, wissen, wie er das spielen konnte, weil er den Pumuckl doch gar nicht gesehen habe beim Dreh. Da schaut Brückner verwundert und meint: „Ich hab den Pumuckl gesehen, du siehst ihn nur nicht. Er sitzt jetzt gerade auf meiner Schulter.“ Wenn man sich da im Saal umschaut und die staunenden Gesichter sieht, wird klar: Der Koboldzauber wirkt noch immer. Anschauen lohnt sehr. Großes Klabauterehrenwort.

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