Sie spielt nicht mehr mit

von Redaktion

Christine Prayon hört bei der „heute show“ auf – schwere Vorwürfe gegen die Macher der Satiresendung

VON STEFANIE THYSSEN

Mehr als zehn Jahre lang gehörte Christine Prayon zum Team der „heute show“. In der Rolle als Birte Schneider war die Kabarettistin und Schauspielerin mal zu Gast im Studio bei Oliver Welke, mal als Außenreporterin unterwegs – und dabei immer sehr überzeugend und lustig. Nichts deutete darauf hin, dass irgendetwas nicht stimmte. Das Verhältnis zu Welke schien intakt, die beiden harmonierten prima miteinander, schienen auf einer Wellenlänge zu sein.

Doch dem ist ganz offenbar nicht mehr so – jedenfalls aus Sicht von Christine Prayon. In einem Interview mit der „Kontext Wochenzeitung“, die als Beilage der Berliner „taz am Wochenende“ erscheint, erklärt sie ihren Rücktritt aus der ZDF-Show – und rechnet mit ihr und anderen Satireformaten des Mainzer Senders ab. „Die ,heute show‘ hat sich geändert“, sagt Prayon in dem Interview. Vor allem habe sie ob der Art, wie dort die großen gesellschaftlich prägenden Themen seit Corona behandelt würden, zunehmend „Bauchschmerzen“ bekommen. „Ich habe auch mit den Verantwortlichen dort geredet und betont, dass ich mich nicht daran beteiligen will, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben“, so die 49-Jährige.

Satire dürfe sich nicht daran beteiligen, „den Diskurs zu verengen“. Genau das passiere aber gerade wieder im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine, behauptet Prayon, die in dem Text als gesundheitlich angeschlagen beschrieben wird („Schlaflosigkeit, Herzrasen, Muskelzittern, depressive Schübe – und keiner kann ihr sagen, was sie machen soll“). „Da werden Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt und gleichzeitig wird Stimmung gegen Andersdenkende gemacht.“ Das habe nach ihrem Dafürhalten nichts mehr mit Satire zu tun. Konkrete Beispiele nannte sie keine. Die Kabarettistin geht noch einen Schritt weiter. Sie glaube etwa auch, „wenn man das große Fass Kapitalismuskritik aufmacht und das wirklich ernst meint, ist man draußen“, sagt sie. Sie sei keine Freundin mehr von Satiresendungen – egal ob Böhmermann („Auch er hat die gängigen Narrative verstärkt“), die „Anstalt“ oder andere.

„heute show“-Gastgeber Oliver Welke wollte sich gegenüber unserer Zeitung gestern nicht zu dem Thema äußern. Dafür erklärte das ZDF: „Christine Prayon hat seit 2011 im Ensemble der ,heute show‘ mitgewirkt, ebenso bei der ,Anstalt‘. Sie hat die unregelmäßige Zusammenarbeit auf eigenen Wunsch beendet.“ Man habe die Arbeit mit ihr sehr geschätzt: „Wir lassen die Tür für weitere Auftritte offen.“

Im Moment scheint es jedoch nicht so, als wolle die Kabarettistin, die 2019 in München mit dem Dieter-Hildebrandt-Preis ausgezeichnet wurde, noch einmal zurückkehren. Auf Anfrage unserer Zeitung wollte Prayon gestern nichts sagen. Im Interview habe sie sich bereits „zu allen Fragen ausführlich geäußert“, teilte ihr Manager mit.

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