Rambo hat die Ruhe weg – ganz zahm kämmt Sylvester Stallone, der neben Arnold Schwarzenegger zu den größten Actionstars der Kinogeschichte gehört, das Fell einer wohlgenährten Katze. Nur eines von vielen Haustieren in der Luxusvilla der 77-jährigen Hollywoodlegende. Der immer noch muskelbepackte Schauspieler und seine Familie stehen im Mittelpunkt der Realitysoap „The Family Stallone“, die ab heute beim Streamingdienst Paramount plus abrufbar ist.
Was hat die Kinolegende dazu bewogen, ein Kamerateam in die eigenen vier Wände in Los Angeles zu lassen? Der am 6. Juli 1946 in New York geborene Filmstar erklärt es zu Beginn mit einem Hauch von Selbstironie: „Ich dachte: Mein Gott, meine Töchter sind erwachsen. Wäre es nicht großartig, Zeit mit ihnen zu verbringen, ohne dass sie ausweichen können?“ Beim Zuschauen drängt sich aber ein anderer Verdacht auf. Die Töchter Sophia, Sistine und Scarlet sollen gezielt zu Realitystars gemacht werden, denn vor allem um diese drei geht es – zu selten sind Momente wie jener, als Stallone sich in einer Pizzeria mit Altstar Al Pacino trifft und kurz einmal echter Glamour aufblitzt.
Stattdessen muss man die „Pranks“ der Familienmitglieder aushalten – eine Tochter zum Beispiel offenbart Papa „Sly“ bei einem Abendessen, sie sei schwanger und er werde zum ersten Mal Opa. Nee, war nur ein Scherz. Ein anderes Mal landet ein Herz aus Kunststoff, eine Requisite aus Stallones letztem „Rambo“-Film, auf dem Esstisch – nur Spaß. Die Streiche können aber nicht verschleiern, dass die Serie beileibe nicht so schräg ist wie einst die Dokusoap „The Osbournes“ um den Clan von Rockmusiker Ozzy Osbourne.
Nicht gerade langweilig, aber eher oberflächlich geht es in „Family Stallone“ um Unverfängliches, der Alltag ist zwar luxuriös, aber wenig spektakulär. Töchter, die das Nest verlassen, Liebeskummer haben und ihre erste eigene Wohnung einrichten. Sylvester Stallone hat oft eine Zigarre zwischen den Lippen und kultiviert eine Mischung aus Herr im Haus und Schluffi, der zwischen lauter Frauen nichts zu melden hat. Er besucht mit einer Tochter einen Schießstand, wobei er überraschend schlecht zielt, und gelegentlich gibt er Weisheiten von sich wie die, dass Zeit die einzig wahre Währung im Leben sei, die man sorgfältig ausgeben müsse.
Eine zentrale Rolle spielt auch Stallones Ehefrau Jennifer Flavin (54), die kaum älter aussieht als ihre drei Töchter. Auch Frank Stallone taucht auf, Sylvesters jüngerer Bruder, der in der Familie offenbar als eine Art Donald Duck gilt – immer auf der Suche nach dem großen Erfolg, aber vom Pech verfolgt. „Fly on the Wall“ nennt man solche Dokusoaps auf Englisch, in denen der Zuschauer im Privatleben von Stars vermeintlich Mäuschen spielen darf. Aber natürlich ist das alles inszeniert, was man schon daran erkennt, wie filmreif Jennifer Flavin und Töchterchen Sophie selbst dann gestylt sind, wenn sie sich für ein vertrauliches Mutter-Tochter-Gespräch vermeintlich spontan aufs Bett kuscheln.
Die Stallones inszenieren sich als laute und sehr herzliche Familie, in der sich alle innig lieben – Themen wie die Ehekrise zwischen Sylvester und Jennifer Flavin werden ausgespart. Die wurde voriges Jahr bekannt, als Jennifer Flavin die Scheidung einreichte, inzwischen soll sich das Paar aber versöhnt haben. Eine zweite Staffel von „The Family Stallone“ ist übrigens geplant.