Schon als Kind faszinierten Jörg Kachelmann Cirrus- und Nimbostratus-Wolken. Während sich die einen federleicht über den blitzeblauen Himmel ziehen, kündigen die anderen – grau und schwer – Regen an. Sonnig bis stürmisch war auch der Werdegang des unkonventionellen Meteorologen, der Anfang der Neunzigerjahre bewies, wie unterhaltsam der tägliche Blick aufs Wetter sein kann. An diesem Samstag feiert Jörg Kachelmann seinen 65. Geburtstag.
Seine launigen Prognosen im ARD-„Morgenmagazin“ brachten Kachelmann den Spitznamen „Regen-Rilke“ ein. Ab 1994 erklärte der gebürtige Baden-Württemberger, der mit seinen Eltern nach Schaffhausen in die Schweiz zog und dort mit 20 die Staatsbürgerschaft annahm, den Zuschauerinnen und Zuschauern der „Tagesschau“ das Wetter. In bildhafter Sprache, unterhaltsam und mit erstaunlicher Treffsicher-heit. Sein eigener Wetter-dienst, die Meteomedia AG, lieferte präzise Daten.
Niemand hatte so ein feines Gespür für bevorstehende Unwetter und aufziehende Tiefs wie Kachelmann. Nur den Orkan, der sein eigenes Leben durcheinanderwirbeln sollte, sah der Wissenschaftler und Journalist nicht kommen: Nach der Anschuldigung einer Ex-Geliebten, sie vergewaltigt zu haben, wurde Kachelmann 2010 am Frankfurter Flughafen festgenom-men. 132 Tage saß er in Untersuchungshaft, sein Privat-leben wurde seziert. Der „Kachelmann-Prozess“ sorgte für reichlich mediales Aufsehen. Während der Wetter-mann vehement seine Unschuld beteuerte, stoppte die ARD die Zusammenarbeit mit dem Moderator.
Das Landgericht Mannheim sprach Kachelmann im Mai 2011 schließlich von sämtlichen Vorwürfen frei. Es sei „ein Monster“ aus ihm gemacht worden, sagte Jörg Kachelmann später einmal. Er wehrte sich, auch mit Schadenersatzprozessen. Im Juli 2016 verurteilte das Oberlandesgericht Köln den Axel-Springer-Verlag und die „Bild“-Zeitung dazu, ihm wegen der Berichterstattung zu den Vorwürfen 395 000 Euro Entschädigung zu zahlen. Im September 2016 stellte das Oberlandesgericht Frankfurt am Main fest, dass seine frühere Freundin die angebliche Vergewaltigung nur erfand.
Sein Privatleben hält der Meteorologe seit dem Skandal um seine Person weitgehend aus der Öffentlichkeit. Mit Ehefrau und Sohn genießt Kachelmann das Familienleben in der Schweiz.