Dick im Geschäft

von Redaktion

Warum die Pharmaindustrie Milliarden mit der Behandlung von Diabetes verdienen kann

VON DIETER PAUL ADLER

Diabetes ist die Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts. Rund 430 Millionen Menschen leiden weltweit an ihr. Unter dem Namen Diabetes sind vor allem zwei Stoffwechselstörungen bekannt – Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die mit lebenslangen Insulingaben behandelt werden muss, während sich Typ 2 aufgrund einer zu fett- und zu zuckerhaltigen Ernährung und mangelnder körperlicher Betätigung entwickelt. Angesichts der epidemieartigen Verbreitung von Diabetes will die UNO die Regierungen zum Handeln bewegen, denn auf allen fünf Kontinenten zerstört diese Krankheit Menschenleben und belastet die öffentlichen Haushalte schwer. Allein in Frankreich beispielsweise sterben jährlich zehn Mal mehr Menschen an Diabetes als durch Autounfälle. Über die Rolle der Pharmaindustrie bei der Behandlung von Diabetes berichten Dorothée Frénot und Benoît Rossel heute um 20.15 Uhr in ihrer Arte-Doku „Diabetes, eine lukrative Volkskrankheit“.

Obwohl immer wieder neue revolutionäre Entwicklungen versprochen werden, lässt sich die Krankheit nach wie vor nicht befriedigend behandeln. In den vergangenen Jahren sei, so die Autoren, das gesamte System kollabiert, weil die Patienten entweder zu viele Medikamente nehmen – oder gar keine, weil sie sie sich nicht leisten können. Einziger Nutznießer dieser desolaten Situation scheint die Pharmaindustrie zu sein. Sie setzt jährlich viele Milliarden Dollar mit mehr oder weniger wirksamen Medikamenten um. Für die Fehlentwicklungen in der Behandlung von Diabetes machen Experten die Fokussierung der Medizin und der Forschung auf die Blutzuckerwerte verantwortlich. Sie führt zu übermäßiger Medikamentengabe unter Vernachlässigung mitunter gefährlicher Nebenwirkungen. So geraten die Patienten in eine Therapiespirale, das Fortschreiten der Krankheit mit Amputationen, Erblindung und Herzinfarkten kann aber dennoch nicht aufgehalten werden.

Dabei gibt es Alternativen, mit denen sich die Zahl der Neuerkrankungen bei Diabetes Typ 2 – und damit auch die Ausgaben für die Behandlung der Krankheit verringern ließen. Präventiv könnte eine Verbesserung der Ernährung angestrebt werden, auch strenge Diäten könnten die Krankheitsfolgen mildern. Doch diese Lösungen bedürfen großer Anstrengungen und setzen ein völliges Umdenken bei der Behandlung von chronischen Krankheiten voraus. Die auf drei Kontinenten gedrehte Dokumentation stützt sich auf die Berichte von Patienten, Forschern und Medizinern. Darüber hinaus konfrontiert sie Industrielle und Vertreter von Institutionen mit ihrer Verantwortung für die Situation.

Im Anschluss an die Doku

zeigt Arte um 21.40 Uhr Kirsten Eschs Doku „Die Bewegungskrise“.

Das gesamte System ist kollabiert

Die Autoren konfrontieren auch Unternehmen

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