Das ZDF dreht durch

von Redaktion

Keine Sommerpause für TV-Produktionen – warum das Zweite den Fokus auf den Osten Deutschlands legt

VON ASTRID KISTNER

Von wegen Sommerferien. Wenn die Sonne scheint, der Himmel blitzblau lacht und Kinderdarsteller schulfrei haben, laufen deutschlandweit Dreharbeiten auf Hochtouren. Ganze 34 Produktionen betreut allein das ZDF im August. Dabei fällt auf: Vor allem im Osten gibt es viel Neues. Allein 17 Filmsets des Mainzer Senders verteilen sich auf die neuen Bundesländer, nur drei sind es im Westen, neun im Süden und gerade mal fünf im Norden der Republik. In Sachen Kulisse setzen die Verantwortlichen also eindeutig mehr auf Brandenburg als auf bayerische Voralpenidylle. „Dafür gibt es gute Gründe“, sagt Film- und Fernsehproduzent Ulrich Aselmann.

Nach der Wende habe man den Osten lange vernachlässigt. Bis die Diskussion um die Gebührenerhöhung Fahrt aufgenommen hat. „Da spürten die Verantwortlichen, dass die Akzeptanz, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen angeht, im Osten Deutschlands nicht besonders groß ist.“ Die Strategie: sich als Sender bemerkbarer zu machen. „Bei Dreharbeiten kriegt die Bevölkerung unmittelbar mit, was vor ihrer Haustür passiert. Das schafft Nähe.“ Es sei wichtig, ein Stück ostdeutsches Leben und vielleicht auch unterschiedliche Mentalitäten abzubilden. „Ich freue mich darüber, dass die neuen Bundesländer endlich die Aufmerksamkeit erfahren, die sie verdient haben“, sagt Aselmann.

Das ZDF formuliert die Gründe auf Nachfrage unserer Zeitung weitaus vorsichtiger. „Unser Auftrag als öffentlich-rechtliches Angebot ist es, dass wir Programm für alle machen“, sagt Programmdirektorin Nadine Bilke. „Die Zusammenarbeit mit der ostdeutschen Filmbranche ist dabei eine große Bereicherung.“

Welche Filme und Serien derzeit in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gedreht werden? Wir haben uns einen Überblick verschafft und drei spannende Projekte rausgesucht:

Zwischen den Fronten

Es sind die letzten Drehtage für das bewegende Drama „Zwischen den Fronten“, das die Schicksalsgeschichte eines Polizisten erzählt, der bei einer Demonstration schwer verletzt wird. Die aufwendige Produktion mit Hauptdarsteller Justus Johanssen, Brigitte Hobmeier und vielen Statisten entsteht noch bis 2. August in Halle/Saale und Berlin.

Familie is’ nich

Mit Anne (gespielt von Meret Becker) ist nicht gut Kirschen essen: Seit ihr Mann tot und der Kontakt zur Tochter abgebrochen ist, hat sie eine dicke Schutzmauer um ihr Herz gezogen. Das bekommen auch die übrigen Bewohner eines kleinen Brandenburgischen Dorfes zu spüren. Als eines Tages Annes Enkelin Tilda (Luise Landau) überraschend vor der Tür steht, um sich bei der Oma einzuquartieren, muss sich Anne der Vergangenheit stellen. Ein Sendetermin für „Familie is’ nich“ steht noch nicht fest.

Sie sagt. Er sagt

Noch bis Mitte August laufen die Dreharbeiten für das Justizdrama „Sie sagt. Er sagt“ nach einem Drehbuch von Ferdinand von Schirach. Die Geschichte konzentriert sich auf einen Gerichtssaal am Berliner Landgericht. Verhandelt wird der Vorwurf der Vergewaltigung, bei dem Aussage gegen Aussage steht. Sie wird gespielt von Ina Weisse, Er von Godehard Giese. Als Vorsitzende Richterin ist Johanna Gastdorf in diesem Kammerspiel um Werte und Vorurteile zu sehen.

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