Er ist Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Drehbuchautor und Satiriker – der 1962 im niedersächsischen Bad Bevensen geborene Heinz Strunk bewegt sich auf vielen Bühnen erfolgreich. Für die Darstellung des Pförtners Jürgen Dose im Fernsehfilm „Jürgen“ erhielt er im Jahr 2018 die Goldene Kamera, im Jahr 2019 verfilmte Regisseur Fatih Akin seinen Roman „Der goldene Handschuh“ über den Serienmörder Fritz Honka. Nun hat er mit „Die Käsis“ eine komische, illustrierte Fabel vorgelegt. Außerdem startet im Herbst bei Amazon Prime die sechsteilige Serie „Letzte Ausfahrt Schinkenstraße“ über zwei gescheiterte Mittfünfziger, die ihr Glück auf der Partymeile auf Mallorca suchen. Unsere Zeitung sprach mit ihm.
Wie kommt man auf die Idee, eine Fabel mit Käsesorten zu schreiben?
Wie ich worauf komme, kann ich teilweise gar nicht mehr nachvollziehen. Ich hatte vor vielen Jahren mal die Idee, eine kleine Liebes- und Abenteuergeschichte zu machen, die komplett in einem Käsereich spielt. Und in der die beiden Protagonisten Käsis sind – der eine ein einfacher Scheiblettenkäse, der andere ein hochwertiger Parmesan. Da galt es einen sprachlichen Kosmos aufzumachen, für den ich lange Zeit sammeln musste.
Aber warum Käse?
Weil das süß und lustig ist –darum geht es ja. Wurst ist ja heutzutage nicht mehr so gern gesehen.
Die Geschichte geht so, dass sich der billige Käse in das erlesene Käselinchen verliebt – welchen Konflikt beschreiben Sie da?
Den Konflikt zwischen Arm und Reich, zwischen schön und hässlich, zwischen den sozialen Schichten. In Deutschland gibt es kein Klassensystem mehr, in anderen Ländern aber sehr wohl. Es gibt viele Gründe, die so einer Liebe im Weg stehen können.
Der Bösewicht Ihrer humorigen, abgedrehten Geschichte – Beef Jezos – erinnert verdächtig an Amazon-Gründer Jeff Bezos. Was haben Sie gegen ihn?
Ach, gar nix. Aber er hat ja mittlerweile schon Anleihen an eine Comicfigur durch sein muskelgestähltes Äußeres und seine fantastische Erfolgsgeschichte mit Amazon. Ich war neulich auf Mallorca, da ankerte seine super-duper Luxussegeljacht im Hafen von Palma. Wenn sich eine populäre Figur als Bösewicht eignet, dann er, glaube ich.
Sie wurden für Ihren Erzählband „Der gelbe Elefant“ von den Feuilletons hochgelobt und stehen in den Bestsellerlisten. Reizt es Sie da nicht, im Elfenbeinturm des Schriftstellers zu bleiben?
Nee, überhaupt nicht. Das ist eine Horrorvorstellung. Zum einen ist das Verfassen von Literatur deutlich anstrengender und treibt mich häufig in die Verzweiflung. Zum anderen bin ich nun mal auch Musiker, Schauspieler und Humorist – es wäre ja blöde, mich auf eine Sache zu konzentrieren. Außerdem: Ich werde zwar von den Feuilletons immer gelobt, aber den Buchpreis habe ich immer noch nicht bekommen.
Das kann ja noch werden…
Na ja, es ist ja in Deutschland eher so, dass die Preise in der Regel an Schriftsteller vergeben werden, die nicht so erfolgreich sind. Da darf man sich nicht drüber beklagen, es ist, wie es ist. Aber wie mein Lektor mal pointiert zu mir gesagt hat: „Dein Preis ist der Ladenpreis.“ (Lacht.)
Im Herbst erscheint ausgerechnet bei Amazon Prime Video…
…haha, bei der Firma des Bösewichts…
…die sechsteilige Serie „Last Exit Schinkenstraße“. Worum geht’s?
Es geht um zwei abgehalfterte Tanzmusiker in den Fünf–zigern, die ihre besten Zeiten hinter sich haben. Und die dann in ihrer Not versuchen, ihr Glück in der Partyszene auf Mallorca zu finden. Die Serie ist eine Komödie, die auch einen Hauch Melancholie transportiert. Mein Partner Marc Hosemann und ich spielen zwei arme Willys, mit denen man Mitgefühl hat.
Das Gespräch führte Jens Greinke.