Wir sind ja alle in einer Hinsicht verkappt. Sobald die Sonne scheint, ist da dieser Drang, hinauszugehen und die Zeit zu nutzen. Schließlich haben wir das als Kinder so gelernt: „Schau, wie schön es draußen ist – geh doch mal raus an die frische Luft!“ Unterton: Und vertrödel deine Zeit nicht mit Dösen im Kinderzimmer.
Gönnen wir uns eine Pause, machen es uns daheim gemütlich und schauen mal jene Filme und Serien, die wir schon so lange auf unserer Liste haben. Und wenn die abgearbeitet ist, hätten wir hier noch ein paar weitere Tipps. Ach, wie schön ist Faulsein. Viel Freude! kjk
Zugegeben, der Filmtitel „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ klingt nach einer Überdosis Kitsch. Aber dieses Etikett hat der 103-Minüter, der auf Netflix läuft, nicht verdient, der Originaltitel „Happiness for Beginners“ (Glück für Anfänger) wäre passender gewesen. Aber gut. Es geht um Helen (Elli Kemper): Lehrerin, frisch geschieden und so unfassbar verspannt, dass es selbst dem Zuschauer auf dem heimischen Sofa physisch wehtut. Nun ist es wahr, dass Wandern Seelen heilen kann, dass die Natur hilft, Ruhe und sich selbst zu finden, die Perspektive ändern kann – auf sich, auf andere, das Leben an sich. Helen hat auch davon gehört, und im Streben nach neuen Impulsen meldet sie sich für ein Survival-Training auf dem Appalachian Trail an. Jeder der anderen Teilnehmer, das wird bald klar, hat (mindestens) ein Problem und ist ein Suchender. Diese bunte Truppe bricht also auf zu einem Abenteuer in eine atemberaubend schönen Wildnis. Und Helen? Wird geplagt von Blasen, Zweifeln und unangenehmen Wahrheiten, macht Fehler und wächst dabei. Wird von Jake (Luke Grimes) umworben, was alle sehen, nur sie nicht. Klar ist das Ende absehbar – und doch überraschend. Denn auch Jake hat einen Grund, an diesem Trip teilzunehmen. Der kommt dann völlig unerwartet und rundet die Geschichte auf berührende Art ab. (Bei Netflix, Abo 7,99 Euro/Monat.) KATRIN BASARAN
„Schimanski war der Beste“ – das sagen viele „Tatort“-Fans, wenn sie sich wieder einmal über einen faden aktuellen Fall aufregen müssen. Ja, Schimanski alias Götz George (1938–2016) war ein Typ, den man nicht vergisst, auch wenn die Zeit über solche Art Krimis hinweggegangen ist. Egal! Wer nostalgische Gefühle haben will an einem trüben, verregneten Sommerabend, der schaue sich noch mal „Zahn um Zahn“ an, der es 1985 als erster Film in der „Tatort“-Historie ins Kino schaffte. Hajo Gies’ Geschichte vom einsamen Kampf eines Kriminalers gegen einen Kapitalisten enthält viel Action und ein bisschen Liebe (Renan Demirkan als Enthüllungsjournalistin), offenbart ferner über weite Strecken ein Stück altes Süd-frankreich. Dazu der Soundtrack von Klaus Lage und Band – da ist das schlechte Wetter schnell vergessen. (In der ARD-Mediathek, kostenlos.) RUDOLF OGIERMANN
Wie schockverliebt kann man in eine Fernsehserie sein? Im Münchner Regensommer hat meiner Frau und mir die hinreißende Fußball-Comedy „Ted Lasso“ Sonne auf den Bildschirm gezaubert. Wir haben die 34 Folgen und drei Staffeln innerhalb einer guten Woche geradezu verschlungen. Star der Serie ist der US-Football-Coach Ted Lasso (Jason Sudeikis), den es als Fußballtrainer in die englische Premier League verschlägt. Weil er keine Ahnung von Fußball hat, kann er eigentlich nur scheitern. Doch der Schnauzbart ist der wahrscheinlich freundlichste und optimistischste Mensch der Welt und schafft mit seinem AFC Richmond wahre Wunder. Das alles ist so charmant, amüsant und klug erzählt und so wundervoll besetzt, dass man beim Zuschauen vor Freude jauchzen möchte. Holt den Lasso raus, und schaut diese Serie! (Auf Apple TV+, Abo 6,99 Euro/Monat.) JÖRG HEINRICH
Sie haben Miss Marple geliebt, können Ihre Teenager-Kinder aber nicht mehr mit der nachkolorierten DVD-Kollektion hinter der Spielkonsole vorlocken? Dann ist es Zeit für „Only Murders in the Building“. Eine komödiantische Krimiserie, die so viel Charme und Nostalgie atmet, dass man aufs Wetter draußen fröhlich pfeift. Die New Yorker Mabel, Oliver und Charles teilen nicht nur eine Schwäche für True-Crime-Podcasts, sie wohnen auch noch im selben historischen Wohngebäude – mit Concierge, Aufzug und jeder Menge skurriler Nachbarn. Als im Haus ein Verbrechen geschieht, beschließen die drei Hobby-Detektive auf Mörderjagd zu gehen und daraus gleich selbst einen Podcast zu machen. „Only Murders in the Building“ vereint die Generationen: Die alten US-Haudegen Steve Martin (spielt Charles) und Martin Short (als Oliver) glänzen an der Seite von Teenie-Star Selena Gomez. Die 30-minütigen Häppchen der Disney-Reihe sind ein Mordsspaß für die ganze Familie (Kinder ab zwölf Jahren). Und die beste Nachricht: Heute startet die dritte Staffel mit Gaststar Meryl Streep bei Disney+, die Sie – lassen Sie mich nachrechnen – bei trübem Wetter spätestens morgen starten können. (Auf Disney+, Abo 8,99 Euro/Monat.) ASTRID KISTNER