„Ich bin der Anwalt der Verkäufer“

von Redaktion

INTERVIEW Horst Lichter über zehn Jahre „Bares für Rares“, die Jubiläumsshow und seine Lust am Trödel

Als Fernsehkoch wurde er populär, doch inzwischen ist Horst Lichter vor allem als Deutschlands charmanter Trödelkönig bekannt: Vor zehn Jahren startete seine ZDF-Show „Bares für Rares“, in der Leute geerbte Antiquitäten oder vergilbten Krimskrams meistbietend verkaufen wollen. Im Jubiläumsspecial, das am Sonntag um 10.15 Uhr ausgestrahlt wird, dreht sich alles um Lieblingsstücke. Der 61-Jährige blickt auf Höhepunkte aus mehr als 1800 Ausgaben zurück und erinnert an die kostbarsten und kuriosesten Stücke. Wir sprachen mit dem Kölner.

War das Konzept der Trödelshow damals Ihre Idee?

Das nicht, aber ich war von dem Konzept sofort begeistert. Das sind ja alles meine Leidenschaften: Ich liebe diese alten Dinge, und noch viel mehr liebe ich Menschen und die Geschichten hinter den Gegenständen.

Ihre Aufgabe ist weniger die des Antik-Experten als die eines Menschenflüsterers, der die Kandidaten ins Plaudern bringt…

Ich bin sozusagen der Anwalt der Verkäuferinnen und Verkäufer und gebe ihnen das, was heute so selten ist – Freundlichkeit, Höflichkeit und Respekt. Egal, ob jemand eine Tasse im Wert von fünf Euro bringt oder ein Gemälde für 20000 Euro.

Was erwartet das Publikum in der Jubiläumsausgabe?

Eine Reise quer durch die zehn Jahre. Wir zeigen die lustigsten und die spannendsten Fälle, die teuersten und die günstigsten Objekte. Auch die Händler und Experten kommen zu Wort. Mein Team hat sich da wahnsinnig viel Mühe gegeben, man muss sich ja überlegen, wir haben rund 1800 Sendungen gemacht – mit jeweils sechs Fällen, das sind mehr als 10 000 Fälle.

Haben Sie mal eines der Objekte für sich gekauft?

Anfangs war die Show eine dauernde Versuchung für mich! Ein, zwei wunderschöne Modellautos habe ich mir dann gekauft, und einmal eine sehr schöne Silberschale. Die steht bei mir zu Hause, und darin liegt immer irgendwas Leckeres – mal Kekse, mal Bonbons.

Jede Woche gehen hunderte Bewerbungen von Menschen ein, die etwas verkaufen möchten. Nach welchen Kriterien wird ausgewählt?

Das entscheidet eine Redaktion. Aber wir haben da ganz klare Kriterien. Alles, was mit Kriegen oder ähnlichem zu tun hat, hat bei uns nichts verloren. Spielwaren aus dem Dritten Reich gibt es bei uns nicht. Wir haben außerdem eigene Anwälte, die alles kontrollieren – zum Beispiel ob ein Objekt auf der Lost-Art-Liste steht. Da geht es um Kulturgüter, die im Nationalsozialismus verschwunden sind.

In der Show wird mit alten Objekten gehandelt. Sind Sie auch eher altmodisch?

Ich sehe mich eher als Visionär. Wenn ich Höflichkeit und Respekt hochhalte, dann weil ich mir wünsche, dass die Menschen in Zukunft auf diese Art miteinander umgehen. Natürlich liebe ich alte Dinge, aber ich lebe im Hier und Jetzt und freue mich auf das, was kommt.

Das Gespräch führte Cornelia Wystrichowski.

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