Ein gutes Geschäft

von Redaktion

Warum Moderatorinnen und Moderatoren ihre Sendungen am liebsten selbst produzieren

VON ASTRID KISTNER

Über viele Jahre zog Frank Plasberg mit seiner Produktionsfirma Ansager und Schnipselmann die Strippen im ARD-Talk „Hart aber fair“. Damit ist jetzt Schluss. Zum Ende des Jahres läuft der Vertrag mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) aus. Dass er nicht verlängert wird, liegt vor allem am neuen Moderator Louis Klamroth (33), der vor der Sommerpause angekündigt hatte, „selbst auf dem Fahrersitz“ Platz nehmen zu wollen (wir berichteten). Ob Klamroth, der an der Firma Florida Factual beteiligt ist, „Hart aber fair“ künftig selbst produzieren wird, ist offiziell noch nicht entschieden. Aber warum, fragen sich viele Zuschauer, ist es für Moderatorinnen und Moderatoren so attraktiv, die Geschäfte selbst zu führen? Und wieso übernehmen die Sender die Herstellung ihrer Talks nicht einfach selbst? Gerade die letzte Frage taucht regelmäßig in den Zuschauerforen der öffentlich-rechtlichen Sender auf. Die Antwort ist relativ simpel: Durch die Auslagerung eines Formats an eine Fremdfirma grenzt der Sender sein unternehmerisches Risiko ein. „Würden wir eine Sendung wegen Erfolglosigkeit einstellen, müssten wir die eigenen Mitarbeiter weiter beschäftigen“, erklärte NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz, als noch Günther Jauch seinen ARD-Polittalk im Komplettpaket ans Erste verkaufte.

Ein gutes Geschäft ist dieser Deal vor allem für die Menschen vor der Kamera. Sie bieten ihr eigenes Format zu einem fixen Preis dem Sender an. Produktionskosten, Redaktion und Gage inklusive. Und sie haben damit deutlich mehr Spielraum bei der Planung, der Kreativität und dem eigenen Einkommen. –Bettina Böttinger hält so mit ihrer Kölner Firma Encanto die Zügel beim WDR-Talk „B. trifft“ und dem „Kölner Treff“ fest in der Hand. Sandra Maischberger ist Geschäftsführerin der Vincent Productions in Berlin und darf sich künftig über eine häufigere Schlagzahl ihrer ARD-Talkshow „Maischberger“ freuen, die bisher dienstags und mittwochs läuft. In Zukunft, so kündigte es zumindest ARD-Programmdirektorin Christine Strobl vor wenigen Wochen an, solle die Sendung „teils auch montags“ ausgestrahlt werden. Vorerst aber macht Sandra Maischberger bis zum 12. September –Sommerpause.

Für Anne Will, die ihren Talk im Ersten zum Ende des Jahres abgibt, endet eine 16-jährige, lukrative TV-Geschichte, die sie mit der Will Media GmbH seit 2007 begleitet. Wie hoch die genauen Summen sind, die für das fertige Endprodukt an die Moderatoren und ihre Firmen fließen, ist nicht bekannt. Laut einer Statistik der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) kostete eine Minute (!) Sendezeit der Talkshow von Anne Will bereits vor zehn Jahren rund 3200 Euro. Eine Summe, die im Laufe der Zeit gestiegen sein dürfte. Die Produktion der eigenen Sendung verschafft Moderatorinnen und Moderatoren zweifellos eine stärkere Position beim Sender. Und der kann beim Poker um bekannte TV-Stars mit dem attraktiven Zuckerl der Selbstständigkeit locken.

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