Auf Humphrey Bogarts Spuren

von Redaktion

INTERVIEW Hollywood-Star Liam Neeson über seine Rolle als legendärer Privatdetektiv Philip Marlowe

Er wurde mit Dramen wie „Schindlers Liste“ als Charakterdarsteller weltberühmt, rührte in Romanzen wie „Tatsächlich… Liebe“ das Publikum zu Tränen und avancierte durch Thriller wie „96 Hours“ zu einem der meistbeschäftigten Action-Stars im Filmgeschäft. Nun ist Liam Neeson (71) in die Rolle des legendären Privatdetektivs Philip Marlowe geschlüpft: in der Romanverfilmung Marlowe, die am 31. August auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht wird. Beim Zurich Film Festival sprachen wir mit dem nordirischen 1,93-Meter-Hünen.

Herzlichen Glückwunsch: „Marlowe“ ist Ihr hundertster Film. Wie fühlt sich das an?

Ich fühle mich wie ein verdammter Grufti – und wie ein verdammter Glückspilz! Es ist doch verrückt, dass ich tatsächlich dafür bezahlt werde, mich zu verkleiden und in andere Figuren zu verwandeln. An Tagen, an denen ich schlecht gelaunt aufwache, zwicke ich mich und sage: „Reiß dich zusammen! Sei froh, dass du nicht im Schweiße deines Angesichts Gräben ausheben musst!“

Haben Sie nicht davon geträumt, ein Filmstar zu sein?

Nein, nie. Diverse Schulaufführungen haben meine Theaterleidenschaft geweckt: Auf der Bühne bin ich aufgeblüht. Damals war mein größter Traum, von einer Profi-Theatertruppe engagiert zu werden. Doch dann drehte ich 1980 „Excalibur“, meinen ersten Film – und infizierte mich dabei mit dem Kino-Virus.

War Ihnen die Schnüffler-Ikone Philip Marlowe aus den Romanen von Raymond Chandler vertraut?

Es war merkwürdig: Ich bin zwar eine richtige Leseratte und hatte auch schon eine Menge Krimis verschlungen, doch noch nie einen von Chandler. Erst, als ich das Angebot bekam, die Titelfigur in „Marlowe“ zu verkörpern, habe ich einige Chandler-Romane gelesen. Zuvor kannte ich die Figur nur aus den klassischen Verfilmungen mit Humphrey Bogart oder Robert Mitchum.

Hatten Sie Bammel, in die Fußstapfen solch berühmter Akteure zu treten?

Nein, das hat mich überhaupt nicht eingeschüchtert, zumal ich auch nicht vorhatte, irgendeinen dieser Kollegen zu imitieren. Ich habe mich einfach wahnsinnig darüber gefreut, dass ich nun endlich auch einmal so coole Trilby-Hüte tragen durfte, die ich bereits als Knabe bewundert hatte. In meiner Kindheit in Nordirland liefen am Sonntagnachmittag immer Film-noir-Krimis im Fernsehen: finstere Gestalten, hochgeschlagene Kragen, Dauerregen… Die Handlung habe ich nie kapiert, doch die Atmosphäre hat mich stets fasziniert.

Der Vamp in Ihrem Film wird gespielt von Diane Kruger, mit der Sie bereits vor zwölf Jahren den Thriller „Unknown Identity“ gedreht haben. Sind Sie seither in Verbindung geblieben?

Nein, seltsamerweise hatten Diane und ich in all den Jahren keinen Kontakt. Ich hatte übrigens auch nie eine Affäre mit ihr. Tut mir leid, dass ich Ihnen keine interessantere Geschichte bieten kann! (Lacht.)

Das Gespräch führte Marco Schmidt.

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