Michael Kobr, da klingelt doch was? Aber hallo! Der 50-Jährige ist gemeinsam mit Volker Klüpfel geistiger Vater von Kommissar Kluftinger. Ihr schrullige Bulle aus dem Allgäu ist Kult und mit Herbert Knaup in der Titelrolle wurden etliche Geschichten bereits verfilmt. Nun wandelt Kobr erstmals auf Solo-Pfaden. Es ist aber wieder ein Krimi geworden.
Kommenden Mittwoch erscheint „Sonne über Gudhjem“. Ihr erstes Solo-Werk! Wie aufgeregt sind Sie?
Wie schon lange nicht mehr. Es hat ein bisserl was von einer Nagelprobe, auch von Neustart. Und ich bin schon nervös, wie es läuft.
Wie kam es zum Alleingang? Haben Sie etwa mit Volker Klüpfel gestritten?
Nein, nein! (Lacht.) Wir schreiben ja seit mehr als 20 Jahren den Kluftinger zusammen. Auf so einem langen Weg begegnet einem auch mal die Chance auf ein Solo. Und dann war es tatsächlich ein Sommer in Bornholm, der mich inspiriert hat, die Gelegenheit zu nutzen und es auszuprobieren.
Haben Sie Angst, dass die Bornholmer Ihnen Inselverbot erteilen? Nach der Lektüre wollen dort doch viele Deutsche urlauben.
Das wäre tatsächlich schlimm für mich. (Lacht.) Ich bin so gern dort und gerade erst wieder aus dem Familienurlaub zurückgekehrt. Es gibt dort schon jetzt viele Touristen. Aber das verläuft sich eigentlich immer, wie man so sagt. Und die Bornholmer können mit dem Tourismus nicht nur ganz gut umgehen, sondern eventuell sogar noch etwas mehr davon vertragen.
Die Deutschen haben Sie im Buch als nicht so sehr liebenswert beschrieben.
Das sind schon sehr spezielle Landsleute, die sich in meinem Krimi halb legal auf Bornholm angesiedelt haben. Die sind bei der Bevölkerung auch nicht so gut gelitten… Ich persönlich habe die Bornholmer immer als sehr gastfreundlich erlebt. Diese dänische Hyggeligkeit begegnet einem überall und man hat nie das Gefühl, als störender Tourist unterwegs zu sein.
Nun hätten Sie als neues Projekt auch einen Liebesroman schreiben können. Warum musste es wieder ein Krimi sein?
Ach, ich lese, höre und sehe selbst gern Krimis und bin ein Riesenfan. Etwas anderes kam da nicht infrage.
Mit Ipsen haben Sie einen neuen Charakter entworfen, der sich vom Kluftinger ja doch unterscheidet.
Ich wollte einen Helden, dessen Probleme Leuten meines Alters vertrauter erscheinen. Ipsen hat zum Beispiel zwei Töchter im Teenie-Alter, er wagt nach einer Scheidung den Neustart und man muss ihm nicht erklären, auf welche Knöpfe er für einen Videocall drücken muss.
Der Erzählstil ist anders?
Der Kluftinger ist schon mehr auf Humor hingeschrieben. Beim Ipsen kann man zwar ab und an schmunzeln, Schenkelklopfer gibt es aber nicht.
Und der Kluftinger wird jetzt in Rente geschickt?
Aber nein. Mein Solo war eher ein Urlaub vom Kluftinger.
Das Gespräch führte Katrin Basaran.