Ein Paar Hände buddeln und schaufeln in der Erde nach Gold. Kurz später fährt ein Stapler eine Leiche durch die Nacht. Die Sommerpause ist vorbei, der „Tatort“ kehrt mit einem Fall aus Ludwigshafen und einem etwas experimentellen Drehbuch zurück: In „Gold“ versuchen die Drehbuchautoren Fred Breinersdorfer und Katja Röder sowie Regisseurin Esther Wenger einen Bogen zu spannen zwischen Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ und einem Sonntagabendkrimi. Erfolgreich sind sie dabei nur bedingt.
Ermitteln müssen die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter), weil der nach Gold suchende Mann aus der Eröffnungsszene spurlos verschwunden ist und als vermisst gemeldet wird. Seit Tagen habe er seine Katze nicht gefüttert, sagt seine Mutter. Die heißt übrigens Sieglinde, wie Siegfrieds Mutter in der Sage. Später wird eine Polizeihündin namens Freya zu sehen sein, und da wäre noch dieser Staatsanwalt, der Hagen heißt. Wengers Film ist voll mit Anspielungen auf die Nibelungensage. Und darin verläuft sich die Regisseurin ein wenig.
Spätestens als im Auto des Mordopfers Goldmünzen aus dem Mittelalter gefunden werden, wird der Zuschauer mehr getrieben von der Frage nach dem verschwundenen Nibelungenschatz als von der klassischen Whodunit-Geschichte. Da hilft auch ein zweiter toter Mann nicht, zurück in die Spur zu finden. Die Morde wirken wie Nebenhandlungen. Eigentlich geht es darum, was mit dem Schatz passiert ist, ob es ihn tatsächlich gibt, ob er nun gefunden wurde, wer ihn hat.
Dennoch ist der mittlerweile 78. Fall von Kommissarin Odenthal ein besonderer filmischer Versuch, der in Teilen immer wieder glänzt. Da wäre etwa die von Richard Wagner inspirierte Musik, komponiert von Robert Schulte-Hemming, die sich immer wieder in den Originaltönen von Richard Wagner auflöst – oder umgekehrt. Herrlich zu Klang gebracht von der Elbphilharmonie. Oder der Leiter des Nibelungenmuseums in Worms, Dr. Albrecht Dürr, hervorragend gespielt von Heino Ferch, der mysteriös und verdächtig auftritt, furchtbar gern in Wagner-Zitaten spricht und der vieles als unzuverlässiger Erzähler aus dem Off wiedergibt.
„Gold“ hat seine Kraft in den ruhigen Szenen. Wenn es mal hektisch wird, bleibt die Inszenierung oft theatralisch und ohne richtige Spannung. Wenger hat Probleme einen echten Krimi aus den vielen Hommagen an die Sage zu formen. Auch die vielen Hommagen an sich, werden mit der Zeit einfach zu viel. Die Tochter von Kommissarin Stern spielt in einem Kinderstück, in dem es um die Nibelungen geht. Auch eine Kollegin von der Dienststelle ist daran beteiligt, liest das Drehbuch in der Arbeit.
In einigen Szenen wird angedeutet, dass auch Kommissarin Stern eine Passion für Gold hat. Das macht ihre Figur um einiges interessanter. Schließlich ist sie diejenige, die Regeln oder Dienstanweisungen nicht so ernst nimmt wie ihre Partnerin Odenthal. Bei den ein, zwei kurzen Einstellungen über ihren möglichen Goldrausch bleibt es dann. Das hätte auch eine Blaupause für den ganzen Film sein können: Mehr andeuten, weniger zeigen. Als moderner Nibelungenkrimi mag der Film – vor allem für Wagner-Fans – funktionieren, als spannender Sonntags-„Tatort“ tut er das nicht immer.