Axel Milberg, Karin Hanczewski und zuletzt Dagmar Manzel (wir berichteten) – in jüngster Zeit haben gleich mehrere Prominente ihren Ausstieg aus der ARD-Krimireihe „Tatort“ angekündigt. Wie ihre Ermittlerfiguren von Deutschlands beliebtester Krimireihe scheiden, ist noch unklar – ob ein Kommissar oder eine Kommissarin in den Ruhestand geht, im Dienst ums Leben kommt oder einfach so die Brocken hinschmeißt, ist in der Regel ein Geheimnis, das von den verantwortlichen Sendern bis zuletzt streng gehütet wird.
Auffällig ist, dass in den vergangenen Jahren einige Ermittler ein gewaltsames Ende fanden. So wurden sowohl die von Anna Schudt gespielte Dortmunder Kommissarin Martina Bönisch als auch ihre Berliner Kollegin Nina Rubin (Meret Becker) im vergangenen Jahr erschossen und starben in den Armen ihres jeweiligen Kollegen. Auch der von Christian Ulmen verkörperte Kommissar Lessing aus Weimar kam 2021 bei einer Schießerei ums Leben, durfte danach aber wenigstens noch als Geist auftauchen. Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) vom lustigen „Tatort“-Team aus Münster wurde 2020 – im mehr oder weniger originellen Impro-„Tatort“ – von einem Kollegen aus Paderborn erschlagen, und der von Oliver Mommsen gespielte Bremer Kommissar Nils Stedefreund starb 2019 im Kugelhagel – da könnte also so einiges auf die Kollegen und Kolleginnen zukommen, für die bald Schluss ist beim „Tatort“.
Einen besonders brutalen Abschied bereiteten die Autoren vor einigen Jahren der Assistentin der Kölner Kommissare Ballauf und Schenk – Franziska (Tessa Mittelstaedt) wurde im umstrittenen Finale der gleichnamigen „Tatort“-Folge von einem Häftling erdrosselt. Ein aufwühlender Fall, der Anfang 2014 aus Jugendschutzgründen erst um 22 Uhr gesendet wurde. Auch Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) hauchte – übrigens nach nur sechs Folgen – am Ende sein Leben aus. Nach einer Schusswunde verblutete der in Hamburg tätige verdeckte Ermittler 2012 tragisch.
Kein blutiges, aber ein unschönes Ende gab es 1988 für die erste Frau am Tatort. Karin Anselm als Kommissarin Hanne Wiegand wurde während ihres letzten Einsatzes von den Kollegen regelrecht gemobbt und quittierte den Dienst, ohne den Fall vollständig lösen zu können. Den glücklichsten Abschied hatte mit Sicherheit Carlo Menzinger (Michael Fitz), der Assistent des Münchner Duos machte 2007 eine üppige Erbschaft. Menzinger gab seine Dienstmarke ab, brauste mit einem Jaguar davon und wanderte nach Thailand aus.
Singend verließen 2001 Manfred Krug und Charles Brauer als jazzende Hamburger Ermittler Stoever und Brockmöller die Bühne. Und der bodenständige Leipziger Ermittler Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) ließ 2007 bei seiner Abschiedsfeier den feinen Lachs kurzerhand durch Butterbrote und saure Gurke ersetzen – ein passendes Ende für den bodenständigen Publikumsliebling.
Legendär ist der Abflug des Kultermittlers Horst Schimanski, gespielt von Götz George. Bei seinem letzten Auftritt im „Tatort“ 1991 (der Ableger „Schimanski“ startete erst 1997) ging das Raubein aus dem Ruhrpott mit einem Drachenflieger von einem Hochhaus aus in die Luft und brüllte „Scheiße“ – ungeklärt ist, ob er sich damit auf die Filmmusik bezog. Der Titel „Against the Wind“ stammte aus der Feder des jungen Dieter Bohlen. Einen Ehrenplatz in der Rubrik „Berühmte letzte Worte“ hat sich Jochen Senf 2005 gesichert. Zwar gab es im Vorfeld Misstöne um das Aus für Senf, der sich als Saarbrücker Kommissar Max Palu ausgebootet fühlte. Zum Abschied sagte der Ermittler zu seinem Assistenten aber betont lapidar: „Das war’s, Stefan. Kauf dir mal ’nen Anzug.“ MARTIN WEBER