Sie sind wieder da: Die drei Rentner, die sich als Anfänger-Großeltern um Leihenkelkinder gekümmert und damit ein Publikum von Klein bis Groß unterhalten haben. Nun dürfen sie – wieder unter der Regie von Wolfgang Groos – ins Fortgeschrittenenniveau wechseln und ihre Erfahrungen an eine Horde Teenager weitergeben. Wieder also prallen die unterschiedlichen Welten der Generationen aufeinander, wieder lernen die Großen von den Kleinen und ja, auch umgekehrt.
Weil Philippas Tochter Annika (Marie Burchard) eine Betreuung für Schlüsselkinder gegründet hat, nun aber schwanger ist und liegen muss, übernehmen die Senioren den „Schülerladen“ – einen Hort, in dem Kinder nach der Schule Zeit verbringen, Hausaufgaben machen, abhängen oder am Handy daddeln. Philippa (Barbara Sukowa) und Karin (Maren Kroymann) sind sofort begeistert von ihrer neuen Aufgabe und gehen – auf ihre je eigene Art und Weise – darin auf. Alt-Hippie Philippa überrascht die Kinder mit ihren antiautoritären Ansichten, seltsamen Praktiken und einem Ur-Schrei, in den sie nur widerwillig einstimmen wollen. Philippa lässt die Jungen machen und muss lernen, dass Laissez-faire nicht immer nur gut und hilfreich ist. In ihrer Rolle als Philippa erweist sich Sukowa als wunderbares Herzstück des Films: Die Figur ist ihr wie auf den Leib geschrieben, und sie füllt sie mit großer Spielfreude aus.
Karin kommt die Abwechslung in der Schülerbetreuung gerade recht, um sich nicht allzu viele Gedanken über ihre Ehe mit Harald (Günther Maria Halmer) zu machen. Denn während ihrer gerade beendeten Neuseeland-Reise hat sich der auch ohne sie sehr gut und mit der Unterstützung von Sigrid (Imogen Kogge) zurechtgefunden, einen Treppenlift installiert und die Einrichtung angepasst. Von Eifersucht und „So alt sind wir nun auch wieder nicht!“-Frust überrumpelt, zieht Karin erst einmal aus und plant – auch mit Hilfe der Teenager – die Rückeroberung ihres Zuhauses sowie die Verkupplung ihres alten Freundes Gerhard, den Heiner Lauterbach gewohnt kauzig spielt.
Die Komödie steckt voller witziger und auch guter Dialoge: Sie hat sowohl die junge Generation in ihrer Lebenssituation im Blick wie auch die Senioren mit ihren verschiedenen Sorgen und lässt beide Welten humorvoll aufeinandertreffen. Das allein hat genügend Zündstoff und hätte genügt, und hier hätte man sich gerne weitere Situationen ausdenken und die Grundkonstellation noch bunter ausmalen können. Leider aber verliert sich das Drehbuch von Robert Löhr immer wieder – in Karins wenig nachvollziehbarem Umgang mit ihrer Ehekrise ebenso wie in einer wilden Party, auf der manch einer zuerst nur Tee statt Wein trinken will, bevor sich alle die von Gerhard verabreichten Arzneimittel einwerfen, um einmal richtig Spaß zu haben. In diesen Momenten leidet die Glaubwürdigkeit ebenso wie bei einer Beerdigung am Ende. Tod und Trauer halten Einzug – auch wenn es das nicht gebraucht hätte, um ein Plädoyer für das Leben zu halten. Das tut der Film auch so.
„Enkel für Fortgeschrittene“
mit Maren Kroymann
Regie: Wolfgang Groos
Laufzeit: 90 Minuten
Sehenswert ((((;
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