Der Tatort-Star im Herzkino

von Redaktion

Vladimir Burlakov über seine Rolle im Zweiteiler „Hotel Barcelona“, der am Sonntag startet

VON STEFANIE THYSSEN

Zum Leidwesen vieler Schauspieler gibt es Schubladen, in die sie gern gesteckt werden. Ob von den Machern oder von den Zuschauern sei einmal dahingestellt, fest steht: Film- und TV-Stars sind oft festgelegt nach dem Motto: einmal Kommissar, immer Kommissar, einmal Pilcher, immer Pilcher. Es gibt auch genügend Beispiele, die diesem Klischee entsprechen. Vladimir Burlakov gehört nicht dazu. Am Sonntag tritt er den Beweis an, dass beides geht: „Tatort“ und „Herzkino“. Der Ermittler aus dem Sonntagskrimi (Burlakov geht seit 2020 im Saarland auf Verbrecherjagd) spielt eine der Hauptrollen im Zweiteiler „Hotel Barcelona“, den das ZDF ab diesem Wochenende auf dem „Pilcher-Platz“ ausstrahlt.

Der 36-Jährige lacht – und relativiert auf charmante Art. „,Hotel Barcelona‘ läuft in der Reihe ,Herzkino‘, aber wir haben schon versucht, unser eigenes Ding draus zu machen“, sagt er. „Ich habe überhaupt nichts gegen Kitsch, finde aber schon, dass wir etwas herausstechen in der Art, wie die Filme fotografiert sind, wie die Geschichte inszeniert ist.“

Recht hat er. Die beiden Episoden erzählen aus dem Leben einer Hoteliers-Familie, die seit vielen Jahren ein großes Luxus-Haus im schönen Barcelona betreibt. „Das Hotel ist ein Mikrokosmos, ein Querschnitt der Gesellschaft, in dem alles vorkommt, was unser Leben ausmacht“, erklärt Produzent Stefan Raiser. „Glück, Schicksal, Freundschaft, Familie und Partnerschaft, Arbeit, Berufung und die Liebe – mit allen Ups und Downs.“

Vladimir Burlakov, der in Moskau geboren wurde, Ende der Neunzigerjahre mit seiner Familie nach Deutschland übersiedelte und in München seine Ausbildung zum Schauspieler machte (Otto-Falckenberg-Schule!), spielt Mateo Bonachera, den Vizechef des Grandhotels, der so gut wie zur Familie gehört, sich Hals über Kopf in Laura (Mina Tander), die Tochter seiner Chefs, verliebt und im Lauf der Handlung zu einer etwas zwielichtigen Figur wird.

Der erste Teil von „Hotel Barcelona“ ist leider arg vollgepackt und obendrein etwas betulich geraten (Besuch der spanischen Prinzessin inklusive), der zweite Teil ist klarer, straffer und durchaus fesselnd. „Es ist gar nicht so einfach, die Zuschauer gleich in den ersten Szenen zu packen“, sagt Burlakov. Das kenne man auch von Serien, die zum Teil erst in den späteren Folgen richtig Fahrt aufnähmen. „Aber wir haben unser Bestes gegeben, und ich hoffe natürlich, dass die Zuschauer dranbleiben.“

Die Dreharbeiten in Barcelona habe er auf jeden Fall sehr genossen. „Sie haben großen Spaß gemacht. Das war ein schönes und homogenes Ensemble.“ Und mit Christian Theede, der beide Filme nach den Buchvorlagen von Sebastian Wehlings und Christian Lyra inszeniert hat, sei er sowieso sehr vertraut. „Ich habe mit ihm gerade meinen fünften ,Tatort‘ gedreht, das harmoniert immer sehr gut.“ Dass das „Drumherum“ passt, ist Vladimir Burlakov ohnehin sehr wichtig. „Für mich ist Drehen nicht nur Arbeit – obwohl ich meine Tätigkeit schon als Berufung begreife“, sagt er, der mit seinem Partner in Berlin lebt. „Es ist ja Lebenszeit.“ Als das Buch kam und die Anfrage, diese Rolle zu spielen, da habe er gedacht: „Ja, ich habe Lust darauf, dem kalten Winter in Deutschland zu entfliehen und im Oktober und November in Barcelona zu sein.“ Kann man verstehen. „Oder?“, lacht er.

Bleibt die Frage. was er privat am Sonntagabend einschaltet: „Tatort“ oder „Herzkino“? „Ich bin zwar gerade 36 geworden“, sagt er kokett, „aber ich gehöre doch zu den Leuten, die viel in den Mediatheken anschauen und streamen. Ich schaue weniger zu den regulären Zeiten im Programm.“ Diplomatische Antwort, kann man sagen. Vielleicht ist es aber auch wirklich an der Zeit, die Schubladen offen zu halten. Krimi und ein Hauch von Kitsch – es geht doch beides.

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